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Alt 11.09.2012   #1
elmo
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Standard Teppich

Hallo,

ich hab mal eine Frage. Ich möchte einen (ganz einfachen, kaum oder wenig gemusterten) Teppich machen- nun ja eher ein Läufer.

Kann man überhaupt als so ziemlicher Anfänger bei so einem Riesendingen noch ein Viereck mit halbwegs 90°Ecken hinbekommen?
Ich hab eh leichte Probleme viereckige Dinge zu filzen und muss da immer ziemlich dran ziehen um sie in die Form zu bringen die sie haben sollten (komischerweise "kann" ich besser Hohlformen als platte Flächen).
Nur bei einem Teppich stell ich es mir ziemlich schwierig vor den dann in Form zu ziehen. Ist ja doch etwas grösser das Dingen. Eine Kollegin meinte, den müsse man sicherlich rundherum abschneiden und dann ketteln lassen. Ist das so?

Walkt ihr Teppiche "zu Ende" oder kann man es wagen das nicht zu tun? Die werden ja meistens später nicht gewaschen sondern nur geklopft und/oder gereinigt, oder nicht?
Anderseits könnt er sonst vielleicht nicht belastbar genug sein?

Und noch etwas: kann man dafür wohl Fuchsschafwolle nehmen, oder ist die zu "fusselig"? Ich habe ja einen Probelappen Fuchsschaf an meiner Tasche und auch eine Höhle aus Fuchsschaf und bei diesen beiden Verwendungszwecken finde ich die Wolle jetzt nicht besonders fusselig oder so, aber ich hab das hier mal irgendwo gelesen, dass sie fusseln würde? Es macht ja keinen Spass wenn sich ein Teppich dann nach und nach in Einzelteilen über den ganzen Boden verteilt.

Und als letztes: ich hab einen Arbeitstisch (bzw. kann mir den machen) der ungefähr 200 mal 110 cm oder so ist. Das gäbe ja keinen soo riesigen Teppich.
Ich habe überlegt, dass man auch zwei Hälften auslegen, anfilzen und dann zusammenfilzen könnte. Eigentlich hatte ich den Eindruck als wäre die Fuchsschafwolle da willig noch später hinzugekommene Teilstücke zu integrieren.

Und weiss jemand, wie viel Rohwolle man ungefähr für einen qm Teppich rechnen muss?

Fragen über Fragen - ich bin mir einfach nicht sicher, ob ich es versuchen soll so ein Riesenteil zu filzen, oder ob ich es einfach lieber mal sein lasse.

Liebe Grüße
Andrea
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Alt 11.09.2012   #2
Moanababe
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Standard

hallöle,

ich kann dir spontan nur zu einer frage eine antwort geben.also ich filze auch gerne erst ein teil und dann den zweiten mit ran an den ersten.das klappt bei mir ganz gut. bei einem dicken teppich stelle ich mir das etwas schwieriger vor.ansonsten filze ich vieles einfach aus platzmangel in mehreren etappen.ich glaube so ein platz mit so richtig viel platz zum arbeiten ist schon gold wert

grüße

anne
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Alt 12.09.2012   #3
elmo
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Hallo Anne,

Danke schon mal für die erste Antwort. Wobei ich mir schon vorstellen kann, dass man bei dickeren Dingen den Übergang nachher dann stärker sehen könnte. Wobei man das sicher einfach nur ordentlich "auslaufen" lassen muss, damit sich das gut verbindet.

Liebe Grüße
Andrea
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Alt 12.09.2012   #4
Triluna
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Hallo Elmo,

das sind ja eine Menge Fragen, werde versuchen die zu beantworten.

Einen Teppich zu filzen ist eine Herausforderung, das hat aber weniger was mit Anfänger oder Fortgeschritten zu tun sondern mit dem zur Verfügung stehenden Platz, mit der Zeit und vor allem mit Deiner Konstitution. Will sagen: wenn Du die Kraft nicht hast, dann bringt Dir Dein ganzes filzerisches Können nix.

Darüberhinaus ist Teppich filzen eine bewältigbare Aufgabe.

Die Fuchsschafwolle hat doch gut gefilzt, dann kannst Du sie auch als Teppichwolle verwenden. Und ob sie fusselt kannst Du am besten selbst beurteilen, schau Dir Deine bisherigen Objekte an, fusseln die? Manchmal sind es auch nur oberflächliche Haare, die nicht fest im Filz haften. Wenn die erst mal weg sind, dann ist alles gut.

Was die Arbeitsfläche angeht, so würde ich Dich auf den Boden verweisen. Ich arbeite Teppiche immer auf dem Boden. Ich würde es nie riskieren einen Teppich in Einzelstücken zu fertigen. Erstens kann ich mir nicht vorstellen, dass es überhaupt funktioniert und zweitens kann ich mir nicht vorstellen, dass man die Naht anschließend nicht sieht. Was ich mir aber vorstellen kann ist, dass Du auf Deinem Tisch quer mit einer Rolle arbeitest. Dann hats Du eine Arbeitsbreite von 2m und einer unbegrenzten Länge.

Die Formhaltigkeit einer Filzfläche ist vor allem eine Frage des Walkens. Durch Rollen läßt sich die Form am besten erhalten. Wichtig ist nur, dass Du den Filz immer wieder in einer anderen Richtung aufrollst. Also mal von Rechts, dann von Links und so weiter. In Form ziehen ist auch mal erforderlich, gegen Ende wird Dir das aber nicht mehr gelingen, wenn der Teppich total aus der Form ist.

Ob Du die Ränder beschneiden mußt ist eine Frage Deiner Vorliebe und Deines filzerischen Könnens. Man kann einen Teppich so filzen, dass das nicht nötig ist, dazu mußt Du aber die Ränder gleichmäßig dick auslegen und mit sehr viel Sorgfalt bearbeiten. Oder Du beschneidest Sie und filz die Ränder nach, das ist die deutlich schnellere Methode. Einrändeln muss nicht sein, Filz franst ja nicht aus. Einrändeln ist aber vorteilhaft, wenn der Teppich gut liegen soll. Ich hab die Erfahrung gemacht, dass Filzteppiche die nicht sooooo dick sind gerne aufstehen und zu Stolperfallen werden, wenn sie keinen schweren Rand haben. Inzwischen häkel ich den Rand mit einem festen Schustergarn ein. (das ist vor allem eine konstitutionelle Herausforderung für die Hände)

Ich hoffe Dir jetzt ein wenig weitergeholfen zu haben,

viele Grüße

Triluna
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elmo (22.09.2012)
Alt 12.09.2012   #5
nora
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Hallo!

Ich hab natürlich gar keine Ahnung von Teppichen, aber ich bin schon gespannt.

Natürlich wirst Du es versuchen, wenn Du schon 9 kg von der Wolle kriegst. Du schaffst das bestimmt.

Und mit Trilunas Anleitung klappt das sowieso

GLG, Nora
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Alt 12.09.2012   #6
elmo
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Hallo Triluna,

erst einmal GANZ herzlichen Dank für deinen langen Beitrag, der hilft wirklich sehr.

Ich glaube schon, dass ich "kräftemässig" hinkommen werde, ich bin zwar nun kein Muskelprotz, aber auch nicht so schwach.

Dies hier habe ich nicht genau verstanden:


Zitat:
Zitat von Triluna Beitrag anzeigen
Was ich mir aber vorstellen kann ist, dass Du auf Deinem Tisch quer mit einer Rolle arbeitest. Dann hats Du eine Arbeitsbreite von 2m und einer unbegrenzten Länge.
Ich glaube, etwas in der Art ist mir heute auf der Arbeit durch den Kopf gengangen. Nur würde ich dafür ja ein ziemlich grosses Rollo brauchen. Aber das ist ja nicht das Riesenproblem. Ich bin mir nicht sicher, ob wir das gleiche meinen. Ich würde dann also alle Schichten auf einmal auflegen müssen (also wenns mit Muster sein soll die Musterschicht und die Nicht-Musterschicht und das dann anfeuchten und aufrollen, dann die nächste Etappe auslegen, anfeuchten, aufrollen und so weiter bis ich am Ende des Rollos angekommen bin.

Dann hätte ich aber gar keine Möglichkeit das "anzufilzen" sondern würde gleich mit dem walken beginnen müssen. Ist das richtig? Ich könnte mir zwar eigentlich vorstellen dass das filzen würde aber mir hat die Phantasie gefehlt mir vorzustellen, wie da dann ein Muster beispielsweise halten sollte.

Oder habe ich da nun einen Knoten im Kopf?

Wegen des fusselns hast du Recht. Hier fusselt gar nichts von den Sachen die ich (täglich) benutze und dann gibts eigentlich keinen Grund das der Teppich damit dann anfangen sollte.

Und was die Kanten angeht - I will do my very best. Und dann entscheide ich ob sie noch nachgeschnipselt werden müssen oder nicht.

Fertigen Filz zu umhäkeln, das stelle ich mir wirklich einen Kraftakt vor. Was für eine Häkelnadel hast du denn dafür genommen? Da geht doch eigentlich sowas kaum mehr rein, oder lochst du den vor?

Liebe Grüße und noch einmal herzlichen Dank
Andrea
elmo ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.09.2012   #7
Triluna
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Alles richtig, auch Deine Bedenken. Aber alles lösbar.

Den Riesenrollo brauchst Du nicht. Als Kern für die Rolle empfehle ich Dir eine Schwimmnudel oder ein zwei Meter Stück Rohrisolation aus dem Baumarkt. (Graue Schaumstoffrohre ca. 6cm dick) Als Unterlage ein großes Leintuch, eine Vliesdecke oder ähnliches. Darauf noch eine alte Gardiene, dann filzt sicher nix an der Decke fest. Darauf kommt dann die Wolle.

Das Muster ist in der Tat nicht so einfach aufzubringen. Ich empfehle Dir das Muster immer zuerst zu legen und dann eine Deckschicht drüber. So hast Du die Möglichkeit das Muster auf die Decke oder das Leintuch vorzuzeichnen und anschließend Stück für Stück mit Wolle nachzulegen. Beachten mußt Du nur, dass Du es spiegelbildlich vorzeichnen mußt. Wenn Du das Leintuch weiterverwenden möchtest, würde ich Kugelschreiber in unterschiedlichen Farben nehmen, die lassen sich im Allgemeinen wieder auswaschen, gehen aber beim Filzen nicht sofort raus.

Anfilzen ist grundsätzlich mal gar nicht nötig. Wenn Du alle Wollschichten gelegt hast und dann rollst, verfilzt alles gleichzeitig. Ich filz trotzdem vor. Dazu hab ich kleine Stücke meiner Filzmatten (Moonwalk Feuchtraum Bodenbelag) die ich dann auf die fertig ausgelegte Teilstrecke auflege, das Stück mit sehr viel Wasser nässe und mit viel Seife drüberreibe. So fällt die Wolle zusammen, die Luft ist raus und die Rolle wird nicht soooo dick.

Die Häkelei ist in der Tat ein Kraftakt. ABER: ich hab eine alte Häkelnadel meine Urgroßmutter geerbt. Die war mal zum Spitzehäkeln gamacht und hat quasi eine Spitze. Damit kann ich einen bis zu 1mm dicken Schusterzwirn häkeln. In ganz schlimmen Fällen steche ich die Löcher mit einer Aale vor. Niemals lochen, das ist kontraprproduktiv und auch nicht einfacher. Darüber solltest Du Dir aber noch keine Gedanken machen, meine ersten Teppiche waren auch nicht eingefaßt und ich hab sie geliebt.

Wir hatten hier mal ein Video-Link zu einem (?türkischen?) Teppichfilzer, der eine sehr effektive Walkmethode gezeigt hat, die würde ich euch zu gerne zeigen, weil sie das Arbeiten sehr erleichtert. Ich such noch..... Oder ich versuch sie mal zu beschreiben..... Mal sehn, ob mir die richtigen Worte einfallen.

viele Grüße
Triluna
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Alt 12.09.2012   #8
orkanica
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Zitat:
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Und noch etwas: kann man dafür wohl Fuchsschafwolle nehmen, oder ist die zu "fusselig"?
Ich war ja in Wunsiedel bei der Schafwollmanufaktur, um dort meine Wolle kardieren zu lassen. Die machen Filzschnüre und daraus Teppiche. Hauptsächlich verarbeiten sie Fuchsschafwolle. also würd ich mal davon ausgehen, dass das bei "Deiner" Wolle auch geht, auch wenn die Technik etwas anders ist.
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