09.11.2010 | #1 |
Senior FilzerIn
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Anleitung Gitterschal
Gitterschals gibt es in vielen Varianten – natürlich in allen möglichen Farben, aber auch mit weiten und engen Gittern, eher flächigeren Streifen oder runderen. Ich möchte vorstellen, wie ich einen Gitterschal mit großen „Fenstern“ und dünnen Stegen filze. Hierbei muss man berücksichtigen, dass die Löcher beim Filzen größer werden! Hier ist der fertige Schal beim Trocknen auf der Heizung – insgesamt misst er knapp 3m in der Länge. verwendetes Material + Werkzeug:
Ich arbeite dabei mit Kammzug. Im gezeigten Fall habe ich die 16 micron-Wolle von Filzrausch verwendet. Die beschleunigt das Filzen erheblich, fühlt sich toll an und hat traumhafte Farben. Ich rolle ein Knäuel Kammzug auf und trenne einen Streifen über die gesamte Länge des Knäuels ab. Die Streifen haben etwas mehr als Daumenbreite und in meinem Fall (ca. 3m Endlänge) etwas mehr als 4m Länge Wenn das Knäuel nicht mehr genügend lange Stränge hergeben, ist das nicht schlimm. Man kann auch stückeln, indem man das Ende des einen Strangs auffächert und um das Ende des anderen Stamms legt. Ich hoffe, das ist hier zu erkennen – ich habe das mal mit zwei verschiedenen Farben gemacht. Solche Streifen lege ich nebeneinander in der gewünschten Anzahl auf einer Noppenfolie aus. Dabei ist natürlich die Anordnung der Farben völlig dem eigenen Geschmack überlassen. Ich finde aber, dass sich ein besonders harmonischer Gesamteindruck ergibt, wenn die beiden äußeren Stränge die gleiche Farbe haben. Ich arbeite an einem zwei Meter langen Tisch. Diese Fläche ist zu klein. Deshalb hängen Noppenfolie und die Enden des Kammzugs erst einmal über. Jetzt beginne ich mit den Querstreifen, wobei ich abwechselnd über und unter die Längsstränge lege. Man kann auch die Querstränge einfach auflegen – ist deutlich bequemer, sieht aber etwas plumper aus. Wenn ich beim ersten Querstrang mit oben begonnen habe, lege ich den nächsten erst unter usw. Hilfreich ist dabei, wenn man den Strang zu einer kleinen Schnecke aufwickelt, die dann leichter zu handhaben ist. Wer gleichmäßige Abstände haben möchte, kann sich eine Gitterzeichnung unterlegen Ich drücke die trockene Wolle immer wieder flach und achte dabei auch darauf, dass kein Strang sich verdreht. Wenn ich am Ende des Tischs angelangt bin, befeuchte ich die Wolle mit warmem Seifenwasser. Dazu nutze ich sehr gerne eine Ballbrause, da diese das Wasser weich auf die Wolle fallen lässt. Mit der Hand drücke ich das Wasser in die Wolle und die Wolle flach. Ich seife mir dafür die Hand ein, damit die Wolle nicht an den Fingern hängen bleibt. Man kann auch mit dünnen Handschuhen oder einer Folie arbeiten. Vor allem muss man darauf achten, dass man auf jedes Verbindungsstück drückt, damit die nachher gut verfilzen. Wichtig ist dabei wirklich nur zu drücken und nicht zu reiben. Sonst ist die Gefahr zu groß, dass die Wolle innerhalb eines Stranges schon verfilzt und dann keine Verbindung mehr mit der unteren Schicht eingeht. Wenn die Wolle ganz nass ist und flach liegt rolle ich den ausgelegten Kammzug zusammen mit der Noppenfolie über einen Holzstab auf. Ich rolle nur so weit auf, dass ein Querstrang übrig bleibt, damit ich einen guten Anschluss habe. Dann ziehe ich die Rolle wieder zum Anfang des Tisches und ordne den verbleibenden Kammzug wieder gerade an. Spätestens das ist der Zeitpunkt, an dem ich ein Handtuch zum Schutz des Bodens auslege, da die Rolle schon ziemlich triefen kann. Das Wasser sollte möglichst wenig in den Bereich der verbleibenden Längsstränge laufen, weil sonst das weitere Legen schwierig wird. So arbeite ich weiter, bis ich die gesamte Länge ausgelegt und aufgerollt habe. Jetzt kommt meine Automatte zum Einsatz. Darauf lege ich die Rolle und es wird gerollt, gerollt und noch einmal gerollt. Nach ca. 10min rolle ich die Rolle ab und direkt in die andere Richtung wieder auf. Jetzt wird in die andere Richtung auch etwa 10min gerollt. Wenn ich streifige Stege haben möchte, rolle ich deutlich länger. Hier reichen insgesamt ca. 20min. Jetzt wird die Rolle in Abschnitten abgerollt und aufeinandergefaltet. In dieser Anordnung kann ich nun auch in der Querrichtung rollen – wieder ca. 10 min. Inzwischen ist der Schal gut genug angefilzt, um etwas weniger sanft bearbeitet zu werden. Dies ist ein guter Zeitpunkt, um ihn in warmem Seifenwasser auszuwaschen und damit wieder zu erwärmen. Jetzt rolle ich alles Material direkt um den Holzstab um noch einmal etwa fünf Minuten zu rollen Jetzt kann ich härter mit dem Material umgehen. Ich reibe es in verschiedenen Richtungen über die Matte – mal als Haufen, mal als Rolle Wichtig ist, den Schal immer wieder zwischen durch aufzufalten, damit er nicht in sich verfilzt. So walke ich, bis der Schal so stabil ist, wie ich ihn mag. Das lässt sich leider nicht mit einer allgemeinen Schrumpfung ausdrücken. Es ist eine Gradwanderung zwischen weich und stabil und jeder muss für sich beantworten, wo der eigene Schwerpunkt liegt. Zwischendurch tauche ich den Schal immer wieder in warmes Seifenwasser. Es kann passieren, dass mal eine Querverbindung nicht funktioniert. Das ist aber nicht weiter schlimm. Hier hilft eine Zwangsverbindung mit einer feinen Filznadel. Nach einigen Stichen wird die Stelle mit viel Seife und etwas warmen Wasser bearbeitet. Am Besten funktioniert das, während man den Schal ohne Noppenfolie auf den Holzstab aufrollt. Dann bleibt noch genug Zeit um die „Nachhilfe“ unsichtbar zu machen. Wenn ich mit der Stabilität des Schals zufrieden bin, wasche ich ihn gut mit klarem Wasser aus, bis das Wasser nicht mehr schäumt. In den letzten Waschgang gebe ich einen guten Schuss Essig, der die Seife neutralisiert. Dann wird das gute Stück aufgehängt, getrocknet und gelüftet – und ich creme mir die Hände ein ☺. Viel Erfolg und Spaß beim Nachfilzen! Geändert von Tomako (12.11.2010 um 04:32 Uhr) Grund: Bilder eingefügt |
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