13.07.2008 | #1 |
FilzerIn +
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Filzobjekte im 12JH
Tja, jetzt komm ich mit einem ganz speziellen Thema.Geimpft durch meinen Mann, der in der MA-Szene beachtlich authentisch einen Tempelritter nachempfindet, interessiere ich mich für Filzwerk aus dieser Epoche. Filze werden ja schon "ewig" verwendet; nun schau ich, was grad so in dieser Zeit entstanden ist. Wenn Jemand von Euch mal was gelesen oder gesehen hat und Lust hat sich mit mir auszutauschen...
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14.07.2008 | #2 |
Helferlein
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...uuuiii das ist schwierig
weil es nicht so viele erhaltene Filzobjekte aus dieser Zeit gibt (Filz ist eben ein sehr umweltverträgliches Material) das Mittelalter geht von etwa 500 bis 1500 n.Chr. (längsten 1600) das sind ca 1000 Jahre, ein großer Zeitraum Frühmittelalter ca 500- 850 Hochmittelalter ca 850-1200 Spätmittelalter ca 1200-1500 ---------------------------------------------------------------------------------- mal ein paar Infos zu Koptbedeckungen ---------------------------------------------------------------------------------- ziemlich sicher gab es Kopfbedeckungen in verschiedenster Art und Ausführung das tragen von Koptbedeckungen war quasi Standard zu dieser Zeit Kappen, Mützen, Hüte etc. als Materialien dienten Flachs, Leinen, Nessel, Wolle, Leder, Metall nahe liegend das einges davon gefilzt wurde da das Filzen zu dieser Zeit schon lange bekannt war (auch schon sehr viel früher z.B. auf Akrotiri (einer archäologische Ausgrabungsstätte im Süden der griechischen Insel Santorin) wurden Filzhelme (Filzkappen mit Lederbesatz) gefunden und 1960 wurde beim griechischen Dorf Dendra ein Eberzahnhelm (Eberzahn besetzter Helm aus Leder) im Grab eines mykenischen Kriegers gefunden der auf ca 15 v. Chr. dadiert wird. Einen solchen beschrieb Homer in der Ilias. An dessen Innenseite eine Filzkappe angebracht war und dessen Außenseite zahlreiche aneinander gereihte Eberzähne befestigt waren.) Der Pileus (schon im Altertum vorkommend) ist eine Filzkappe die der christliche Klerus benutzt/e. (heute Pileolus Teil des kirchl. Gewandes -> Papstkäppi) die Gugel (eine kapuzenförmige Kopfbedeckung) die Capa , Cappa[lateinisch], rund geschnittener Mantel mit Kapuze, im MA (Alltags-)Tracht der Geistlichen (heute als Cappa magna das Chorgewand der hohen katholischen Würdenträger mit Kapuze und langer Schleppe) die Tiara (in hoher Form Kidaris) (päpstliche Prunk-Kopfbedeckung entwickelte sich aus einer zylindrisch, steiften Kopfbedeckung, die je nach Region war sie aus Leinen, Filz oder Metall sein konnte und mit Diademen und Edelsteinen geschmückt war) im Orient gabs es zeitgleich den Fes ab ca 930 (kegelstumpf-förmige Kappe mit Quaste) oder den Derwisch-Hut 2853_Derwisch_2.jpg c)Bildquelle und weitere Infos zu religiöse Kopfbedeckungen ab 1300 beginnt ein regelrechter Wollboom Seit 1360 sind auch Hutmacher bekannt (Nürnberg). ca 14. ensteht in Spanien ( durch Vorarbeit der Mauren ) das Merinoschaf als Kreuzung einer kleinen asiatischen Schafrasse und dem afrikanischen Küstenschaf sie werden aber erst ab 18. in deutschsprachigen Gebieten etabliert auch auf zahlreichen Gemälden aus dem MA lassen sich Kopfbedeckungen erkennen die auf Filz schließen lassen ( im frühen MA war die Stoffherstellung Frauensache (möglicherweise auch die Filzherstellung) ) den sog. Dreispitz gab es eigentlich erst gegen Ende des MA ebenso das Barett ---------------------------------------------------------------------------------- ---------------------------------------------------------------------------------- cu Tomako Geändert von Tomako (14.07.2008 um 06:23 Uhr) |
14.07.2008 | #3 | |
Helferlein
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Zitat:
Permalink:http://www.zeno.org/Pierer-1857/A/Hut+%5B1%5D Lizenz:Gemeinfrei ------------------------------------------------------------------------------------------------ vielleicht auch ganz interessant wenn auch nicht aus dem MA cu Tomako |
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Folgender Benutzer sagt Danke zu Tomako für den nützlichen Beitrag: | Sabine (14.07.2008) |
14.07.2008 | #4 |
AnleiterIn
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Hallo Sabine,
das Thema interessiert mich brennend, leider bin ich auch noch nicht richtig fündig geworden. Bislang habe ich herausgefunden, was Tomako bereits aufgeführt hat, dass nämlch Hüte und Mützen gefilzt wurden, darüberhinaus war vor allem Walkstoff gebräuchlich, also Loden. Dazu wurde die Wolle aber zuerst gesponnen und gewoben ehe der fertige Stoff dann gewalkt wurde. Ich hab aber irgendwo gelesen (ärgerwarumweißichnurnichtwo ) dass auch Schuhe, vor allem Stiefelsocken gefilzt wurden. Da im Mittelalter noch sehr viel zuhause gefertigt wurde, zum Eigenbedarf ist darüber nichts zu finden. Erst wenn ein Handwerksstand daraus geworden ist. Deshalb kann ich mir gut vorstellen, dass auch Fäustlinge gefilzt wurden. Hat nicht die Rittergruppe Deines Mannes noch weitere Info's über's Mittelalter?? liebe Grüße Margit |
14.07.2008 | #5 |
FilzerIn +
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Mensch Tomako, das find ich aber toll und ganz lieb von Dir, daß Du Dir so eine Mühe gemacht hast, das allen rauszusuchen!!!! Vielen Dank, da werd ich mal alles in Ruhe durchlesen-oder laß es mir kurz ausdrucken
ach ja, zwei Kappen nach Abbildungen von Templerdarstellungen sind schon entstanden-Bild folgt |
14.07.2008 | #6 |
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Jetzt hab ich's wieder gefunden, im Mittelalterlexikon, da steht über Filz folgendes:
Filz (mhd. vilz, ahd. filz; eigtl. = gestampfte Masse; spätmhd. auch "grober, bäurischer Kerl" [vilzgebur]. Mhd auch lode = grobes – ursprünglich ungewebtes – Wollenzeug). Ungewebtes, dichtes Zeug aus Schafwolle (Wollfilz) und anderen Tierhaaren (von Bibern, Bisamratten, Hasen, Kaninchen, Ziegen), von hoher Festigkeit, Druckelastizität, Dichte und Isolierfähigkeit; in Asien und Europa schon lange vor dem ältesten Gewebe bekannt. Funde und schriftl. Quellen belegen, dass Filz im ma. Europa – besonders im Norden – für Kopfbedeckungen, Satteldecken, capeartige Umhänge, Fäustlinge, Socken und Schuheinlagen benutzt wurde. Filzen war ursprünglich Sache der häuslichen Selbstversorgung; im HMA. kam dann auch gewerbsmäßige Filzherstellung auf – die erste dt. Zunftordnung stammt von 1321. Eine Legende belegt den Hl. Clemens, vierter Bischof von Rom, als Schutzheiligen der Filzmacher und beschreibt gleichzeitig alle wichtigen Komponenten des Filzens: auf der Flucht unterwegs, legte der Heilige zur Schonung seiner Füße Wolle in die Sandalen. Am Ende seines Weges war die Wolle – durch die Feuchtigkeit und Wärme der Füße und die mechanische Bearbeitung beim Treten – zu Filz geworden.... Grüßle Margit |
14.07.2008 | #7 |
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Hier die Fotos von unseren Kappen (nach zeitgenössischen Abbildungen/Fresken/Zeichnungen aus der Zeit etwa um 1200):
sabine_filzkappen1.jpg sabine_filzkappen2.jpg Vielfach wurden die Kappen auch über den sog. Bundhauben getragen. Ich finde es toll, daß hier jetzt ein Thema entstanden ist, für das sich auch noch andere interessieren- ich freue mich auf den Austausch mit Euch! Geändert von Tomako (14.07.2008 um 16:50 Uhr) Grund: habe die Bilder mal direkt eingefügt |
Folgender Benutzer sagt Danke zu Sabine für den nützlichen Beitrag: | Sabine (15.07.2008) |
14.07.2008 | #8 |
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15.07.2008 | #9 | |
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Filzsocken hat es wohl zumindest im Spätmittelalter auch gegeben
Zitat:
Hans Sachs deutscher Lyriker und Dramatiker 5.11.1494(Nürnberg) - 19.1.1576(Nürnberg) |
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15.07.2008 | #10 |
FilzerIn
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Filzsocken
Filzsocken gab es auch schon im Altertum. Ich habe aber z.Zt. keine Quelle dafür parat. Spanendes Thema...endlich mal etwas Leben zu den Zahlen
Inga |
26.02.2009 | #11 |
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Hallo, ich filze zwar nicht für ernsthafte Reenaktors, sondern "nur" für Larpies, aber die haben es auch gern etwas authentischer. Ich hab bis jetzt Kappen für die Dorftrottel, Hüte für die Bauersfrauen und einen Hut für nen Waldläufer gefizzelt, jetzt sind grade Baretts "große Mode". Leider rennen immer alle mit ihren Hüten überglücklich davon, anstatt für ein Foto zu posieren, daran muß ich wohl noch arbeiten . Ansonsten sind gefilzte Sitzkissen sehr beliebt, auf einer Seite mit Rohwolle troddelig gemacht und so Lagertauglich, die andere Seite mit bunter Wolle verziert Schwiegermutterküchentauglich.
Diese seltsam hohen Kappen von weiter oben will ich demnächst mal ausprobieren. Fällt Euch noch was ein, was die Filzerin zum Lagerleben beitragen kann? |
28.02.2009 | #12 |
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28.02.2009 | #13 |
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Hm, Klasse Ideen, jetzt brauch ich bloß noch Bilder, wie so was aussehen muss .... aber da findet sich bestimmt was im weiten Netz der Netze ... DANKE für deine Ideen !
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02.07.2010 | #14 |
FilzerIn
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Hallo, jetzt melde ich mich auch mal zu Wort...
Wisst Ihr denn, wie gefilzt wurde??? Meine Zeit ist eher das Frühmittelalter, da wurden bestimmt Mützen und Westen und Taschen gefilzt - aber schon als Hohlfilz, oder in der Fläche und dann genäht???? Und wenn Hohlfilz, was war dann die Schablone? Ein altes Stück Filz? Und bei Hüten und Mützen? Ich kann mir nicht vorstellen, das für den Hausgebrauch extra Holzformen gearbeitet wurden??? Es gibt für den "traditionellen" Wikingermützenschnitt eine Nähanleitung, aus vier Teilen wurden die zusammen genäht... Hoffe, hier kann mir jemand weiter helfen, möchte da langfristig gerne so authentisch wie möglich werden, aber die Fundlage ist ja äußerst begrenzt... Danke Wurzel |
05.07.2010 | #15 |
FilzerIn
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hallo wurzel!
ich würd mich bei der darstellung an die mongolischen traditionen halten - die sind ganz gut überliefert. flächen filzen und dann zusammennähen halte ich für am authentischsten. allerdings soll man die alte handwerkskunst nicht unterschätzen ich persönlich nehme auf con lederschablonen anstelle plaste. alte filze zu nehmen, halte ich für problematisch, da sich doch immer was zusammenfilzt. und als ne art hutmodel kann ich mir gut holzscheiben in der passenden größe vorstellen. so werd ich es zumindest demnächst machen. LG ! Geändert von Faja (05.07.2010 um 10:18 Uhr) Grund: schreibfehler |
Folgender Benutzer sagt Danke zu Faja für den nützlichen Beitrag: | Wurzel (05.07.2010) |
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