05.07.2010 | #16 |
AnleiterIn
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Hallo Wurzel,
leider ist tatsächlich die Dokumentationslage schlecht, zumindest soweit ich das beurteilen kann. Ich hab mir mal angeschaut, wie die Mongolen filzen und da kommt ein Stück Filz als Unterlage zum Einsatz, der so genannte Mutterfilz. Der läßt sich bestimmt gut als Schablone verwenden. Ich hab außerdem Versuche mit Leder gemacht. Ziegenleder hat kläglich versagt, da es zu weich war. Schweinsleder und Kalbsleder geht ganz gut, nur farblos muss es sein. Dass Holzformen hergestellt wurden kann ich mir auch nicht vorstellen. Vielleicht wurden Haushaltsgegenstände verwendet. (Schüssel, Topf) andererseits läßt sich eine Form auch ganz gut mit den Händen ausformen und mit z.B. einem Ball aus zusammengebundenen Lappen. Außerdem sollten wir nicht vergessen, dass einige Materialien aus dem Mittelalter gänzlich in Vergessenheit geraten sind und die Menschen handwerklich weit begabter waren als wir das heutzutage noch sind. viel Erfolg Triluna |
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05.07.2010 | #17 |
FilzerIn
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Hallo Faja!
Danke für Deine Antwort! Wie lange halten denn die Lederschablonen? Kannst Du die mehrmals verwenden? Meine Freundin ist Lederin, wir haben da schon viel drüber diskutiert, sie meint, Leder war als Rohstoff eigentlich zu kostbar, und würde durch das ständige feucht-trocken-werden schnell brüchig werden. Alten Filz deswegen, weil ja in eine einmal fertig gefilzte Oberfläche nichts mehr hinein zu filzen ist, vielleicht müßte man die dann rasieren, damit die abstehenden Härchen sich nicht mit dem neuen Filz verbinden???? Ich werde das im Urlaub jetzt wohl einfach mal ausprobieren, aus mongolischer Wolle eine Fläche filzen, die filzt so schön schnell und wird schön fest... Werde mich melden! Liebe Grüße Angelika |
05.07.2010 | #18 |
FilzerIn
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Upps, da habe ich gar nicht gesehen, dass da noch eine Antwort war, sorry!!! Ja, das mit den Fähigkeiten früher glaube ich auch, dass die mehr konnten und wussten, als man so denkt.
Den Mutterfilz der Mongolen kenne ich auch, dadurch bin ich eben auch drauf gekommen, so etwas als Schablone zu verwenden. Schön wäre es halt, wenn es mehr Fundstücke gäbe, von denen man dann hören würde... So gab es vor wenigen Jahren eine Ausgrabung in der Mongolei, man hat ein Skythengrab gefunden, und der Typ hatte gefilzte Stiefel an - die aber erst mal in den entsprechenden Archiven und Forschungslaboren verschwunden sind, auch in der entsprechenden Fernsehsendung darüber waren sie nur in einer kurzen Überblende zu sehen, argh! Weiter suchen und warten, viele Grüße Wurzel |
05.07.2010 | #19 |
FilzerIn
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Hallo Wurzel,
meines Wissens werden die traditionellen Derwischkopfbedeckungen"Sikke" aus Kamelhaar oder Mohair in der Türkei immer noch in der gleichen Art wie im 13. JH hergestellt. Durch das Ineinanderstülpen des dreidimensionalen ovalen Filzes von doppelter Länge der fertigen Kopfbedeckung erhält die Hutform durch die Doppelwandigkeit Stabilität und eine sauber gerundete untere Kante. Die Hohlform wird traditionell ohne Trennschichte gefertigt, die Lagen werden einfach immer wieder durch auseinanderziehen getrennt. Ich hoffe, ich konnte dir weiterhelfen LG Andora |
05.07.2010 | #20 |
FilzerIn
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Hallo Andora, das klingt aber spannend, stelle ich mir aber eher sehr mühsam vor, aber wahrscheinlich sind sie darin wahre Meister, weil sie es so gelernt haben... Fangen die denn dann auch in der Fläche an die Wolle auszulegen? Weil dann hat man doch z.B. 8 Lagen (4 vorn und 4 hinten), wie weiß Mann denn da, wo trennen? Und wie? Gibt es da irgendwo Bilder zu? Oder sogar ein Filmchen???
Danke schon mal, Wurzel |
05.07.2010 | #21 |
FilzerIn
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Hallo Wurzel
ich hab das in einem Buch gelesen. Wie die Meister dabei genau vorgehen , weiß ich auch nicht. Vielleicht verfilzen sie 2 Ovale und schließen dann erst die Hohlform an den Kanten, so könnte man dann spüren, wo man trennen muß. Sollte man direkt mal selber ausprobieren Hast du Ambitionen in dieser Richtung?? LG Andora PS: Zitat:"wie soll Mann da wissen,..." Da Hast du völlig recht !! Traditionell wurde das Filzhandwerk in der Türkei nur von Männern ausgeübt! Dort ist gerade erst die Technik des Filzens mit Seife aufgekommen!! Früher wurde total ohne Seife im Hamam gearbeitet,der Dampf reichte aus um die Wolle zu verfilzen. Da musste man die schweren Stücke auch nicht auswaschen!! |
05.07.2010 | #22 |
FilzerIn
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Hallo Andora,
nein, in dieser Richtung habe ich gerade keine Ambitionen, dafür habe ich nicht ausreichend klare Bilder davon im Kopf (aber genug andere Ideen drin! ). Vielleicht, wenn ich es selber ansehen könnte... Wie heißt denn das Buch? Ich meine, es gab da sogar mal eine TV-Sendung drüber, irgendwo im Hinterkopf spukt da doch was rum, ist aber schon Jahre her, wenn es so ist. Und aber wieder ein Hinweis, dass Seife nicht unbedingt nötig ist! Viele Grüße Wurzel P.S.: Habe gerade eine Beschreibung des oben erwähnten Kriegers gefunden: "Er trug einen Pelzmantel aus Murmeltier-Fellen, verziert mit Zobel-Pelzen und innen mit Schafsfell gefüttert. Darunter eine gewebte Wollhose und kniehohe Filzstiefel. Auf dem Kopf hatte er eine Filzhaube, die mit aus Holz geschnitzten und teilweise mit dünner Gold- oder Zinnfolie überzogenen Tierfiguren verziert war. Außerdem hatte er einen hölzernen Reif um den Hals, auf dem zwei Wölfe zu sehen sind, die sich mit aufgerissenen Mäulern gegenseitig die Zähne zeigen. " "Gebettet war der Leichnam auf eine dicke, grauschwarze Filzdecke" Hier findet man den kompletten Artikel: www.heise.de/tp/r4/artikel/23/23431/1.html Ich will den sehen!!! Aber er liegt wohl samt seiner Ausstattung im Labor in Ulan Bator... Geändert von Wurzel (05.07.2010 um 22:28 Uhr) Grund: Hab noch was gefunden |
05.07.2010 | #23 |
FilzerIn
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Hallo Wurzel,
das Buch heißt "Filzkunst-Tradition und Experiment" von Marlene Lang Ich hab nochmal nachgesehen, und tatsächlich, ich fand eine bebilderte Anleitung!! Zwei ovale Flächen werden angefilzt, übereinandergelegt, die Ränder übereinandergeschlagen und verfilzt. Dann folgt sorgfältiges Auseinanderziehen der beiden Hälften und Flachlegen der umgefilzten Ränder in der Überfilzung. Dann walken,falten und pressen,auswaschen, danach formen der Sikke durch das Überstülpen auf die Holzform, bis die innere und die äußere Filzfläche aufeinanderliegen. Das Buch ist wirklich sehr empfehlenswert!! LG Andora |
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07.07.2010 | #24 |
Helferlein
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@ Wurzel
der Artikel ist vom 01.09.2006 dieser Artikel verweist auf das gleiche Ereignis auch bekannt unter die historischen Pazyryk-Funde aus dem Altai-Gebirge in der Mongolei oder the frozen thumbs from altai bzw. the frozen thumbs of Pazyryk Die dort gefundenen (auch gefilzten) Gegenstände sind meines Wissens im The State Hermitage Museum, St. Petersburg aus gestellt. Ob sich die Mumie immer noch im Kühlhaus von Ulan Baator befindet?? .. ist zu mindest fraglich... ursprünglich waren sie nämlich zur DNA-Anylyse nach Novosibirsk und dann weiter nach Moskau gebracht worden........ cu Tomako |
07.07.2010 | #25 |
FilzerIn
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Wow, was für ein Bild... gibt es das auch in größer? Werde mal selber versuchen, es größer zu kriegen, bin da allerdings echte Glücksritterin;-)))
Außerdem habe ich beschlossen, an den Prof. Parzinger, der damals mit bei der Ausgrabung war, zu schreiben, ob er nähere Infos hat bzw. weiß, wo man diese bekommt. Wenn ich mir das Foto anschaue, habe ich das Gefühl, die konnten tatsächlich viel mehr, als man sich so vorstellen kann! (Dabei muss ich immer an die Kirchenfenster von Chartre denken, deren Blau heute niemand mehr so hin bekommt!!!) Muß los, später mehr! |
02.08.2010 | #26 |
FilzerIn +
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ist ja irre...
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