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Alt 14.02.2021   #1
Winter
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Hallo, zusammen,

ich habe bisher nur einige wenige Teile gefilzt, alle mehr oder weniger nach der trial- and- error Methode, weitestgehend ohne Anleitung und alle aus mehr oder weniger unbekanntem Material, weil ich mal eine gemischte Restetüte von einer Filzerin "abgestaubt" habe. Die Kammzüge sollen wohl alle Merino gewesen sein, allerdings unterschiedliche Qualitäten, bei den (wenigen) Fliesresten weiß ich gar nicht, was es war, auf jeden Fall gab es aber Unterschiede.

Ich habe also mit den Resten rumgespielt, das eine oder andere You- Tube- Video geschaut, dies und das ausprobiert und ein oder zwei Erfahrungen gesammelt.Vor allem die, dass sich Filzen jedesmal anders anfühlt, wenn man irgendwelche Parameter ändert, und dass das Ergebnis immer ziemlich unvorhersehbar ist

Ich würde da ja so langsam mal gerne ein paar Dinge unter Kontrolle bekommen, und deshalb hier mal ein paar Fragen, die ich mir bisher nicht ergoogeln konnte:

1) Mir ist aufgefallen, dass sich beim Anfilzen immer so eine Art geschlossene Haut auf der Filzoberfläche bildet. Was ist das? Bzw. wodurch entsteht die?

2) Diese glatte, geschlossene Haut geht (mir) beim Walken meistens kaputt, ich kann bei manchen Wollen regelrecht sehen, dass sie einreißt und Löcher bekommt, durch die sich dann die "wollige" Oberfläche des darunter liegenden Materials nach oben drückt.

3) Ich würde das ja einfach so hinnehmen, wenn ich müsste, aber ich habe die Beobachtung gemacht, dass das nicht immer und nicht durchgängig passiert: manchmal bleibt diese fast ledrige, völlig geschlossene Oberfläche, die eigentlich gar nicht flusig oder wollig aussieht, sondern eher glatt und teilweise sogar glänzend, auch erhalten. Oft vor allem dann, wenn sich so eine Orangenhaut ähnliche Struktur im Filz ausbildet.

Ich nehme mal an, dass das teilweise vom Wolltyp abhängt? Es muss aber auch etwas mit dem Prozess zu tun haben, weil ich schon Sachen gefilzt habe, die auf einer Seite so eine ledrige Oberfläche bekommen haben, und auf der anderen nicht (da sa es halt "wollig" aus).

Und nun die Frage: kann ich das gezielt steuern?
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Alt 26.02.2021   #2
Filzwichtel
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Wie hast du deine Wolle denn ausgelegt, kreuz und quer, wieviele Schichten? Bei den MerinoKammzugResten weißt du sicherlich auch nicht ob die Miczahl immer gleich ist.
Du hast beim Anfilzen eine Haut auf der Oberfläche, ich denke, diese "Haut" ist der Beginn des Anfilzens. Wenn du zu schnell zu heftig mit dem Reiben oder walken anfängst zerreißt diese sich gerade zu verfilzen wollende Schicht wieder. Versuche beim nächsten mal länger zu streicheln und auch die Rückseite nicht vergessen. Erst wenn die Zupfprobe passt, etwas fester reiben und danach mit dem Walken beginnen.
Ob du Löcher bekommst hängt auch vom Auslegen des Kammzuges aus. Dieses Auslegen sollte immer gleichmäßig dick sein.
Frage gerne nach wenn du noch etwas wissen möchtest.
__________________
Liebe Grüße Karin
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Alt 26.02.2021   #3
Floriane
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Schließe mich dem an, was Karin schon beschrieben hat. Nach der Zupfprobe, kannst Du auch erst rollen, das ist am Anfang einfacher. Ein harter Kern, z.B. Schwimmnudel, Heizungsrohrabdeckung dann vorsichtig aufrollen mit einem unter die Filzschicht gelegten Handtuch, seitlich mit Gummi fixieren und leicht rollen, alle vier Seiten immer gleich oft. Am besten immer beim Seitenwechsel in Uhrzeigerrichtung drehen, dann vergisst man keine Seite. Z.B. jede Seite 20X dann wieder von vorne und der >druck kann langsam gesteigert werden. Ich rolle gerne ca. 100X pro Seite, wenn es stabiler sein soll und wirklich zu Ende gerollt gerne auch 400x.

Das ist einfacher, als kneten, walken etc. Das Ergebnis wird zu Beginn besser.
Zwischendurch immer leicht die Ränder in Form "ziehen" damit sie gleichmäßig werden.


Ein Tipp beim Auslegen für die Löcher, lege Dir eine farbige Unterlage, so siehts Du besser, wo Du ungleich ausgelegt hast.

Je gleichmäßiger Du dachziegelartig ausgelegt hast also einmal schräg von links, das nächste Mal schräg von rechts und dann noch einem gerade von oben, bzw seitlich legen, immer mit ca. derselben Wollmenge, umso besser Dein Ergebnis.

Und immer gut wässern, wenn es innen nicht alles feucht wird, weil zu dick ausgelegt, dann verbindet es sich auch nicht richtig.
__________________
Liebe Grüße Floriane
Floriane ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.02.2021   #4
sabs10
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Super! da hab ich jetzt mal wieder was gelernt
Das mit der farbigen Unterlage klingt gut und das auslegen in allen Richtungen auch
Nimmst du die Menge nach Gefühl oder wiegst du es ab ? Das Problem hab ich nämlich auch immer wieder mit der gleichmäßigen Stärke.
Wässern ? In Maß und Ziel - also soviel das es durch nass ist aber nicht schwimmt in der Seifenlauge.



🤩
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Alt 27.02.2021   #5
Floriane
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Bei Kammzug finde ich das gleichmäßig auslegen, viel einfacher als mit Vlies. Muss man etwas üben, dass man immer dieselbe Menge "abzupft", aber machbar, selbst für mich Trockenfilzer

Wenn es so genau sein muss lege ich Vlies zwar möglichst gleichmäßig aus, benütze aber manchmal auch auch eine ganze Vlieslage, je nachdem, was es sein soll. Bei Dekozweck passt das auch mal...
Kommt auch auf das Vlies an, bei Merino schaffe ich das recht gut, bei Bergschaf weniger. (Z.B. meine Maus-Lampe war eine Vlieslage)

Aber ich bleibe dabei, nass ist nicht meins ;-)
__________________
Liebe Grüße Floriane
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Alt 28.02.2021   #6
sabs10
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😀 meins auch nicht...
trotz allem, ab und zu " muss" es sein,wenn Frau sich was in den Kopf setzt😀😀
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Alt 28.02.2021   #7
Winter
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Vielen Dank für eure Antworten! Und ja, ein Teil des Problems wird sicher darin liegen, dass meine Wundertüte Wolle unterschiedliche Qualitäten enthält. Das einzige, was ich wohl sagen kann: es sind Merino Kammzüge, und sie sind für mein Empfinden allesamt deutlich feiner und weicher als das Material, dass man üblicherweise in Bastelläden bekommt, aber sie sind nicht alle gleich fein und gleich weich, wibei meine ungeübten Finger natürlich keine Mic ertasten können

Die "Löcher", von denen ich eingangs sprach, sind keine dünnen Materialstellen - bisher habe ich mich noch nicht ran getraut an dünne Filze. Alles, was ich gemacht habe, war immer in mindestens 4 Lagen kreuzweise ausgelegt, die meisten Sachen aber eher in 6-8 Lagen: da finde ich das dann nicht wirklich schwierig, dünne Stellen zu vermeiden, weil es halt ausgelegt einfach ein ziemlicher Haufen Wolle ist

Nein, die "Löcher", die ich meine, sind keine Löcher im Filz, sondern nur in der Oberfläche. Manchmal habe ich ein Teil mit überwiegend glatter Oberfläche, aber an manchen Stellen sieht's halt aus, als sei die glatte, geschlossene Oberfläche beim Walken wieder zerstört worden, und da sieht's dann halt "wollig" aus. Es ist schwer, das zu beschreiben...

Bei zwei Objekten, 1 x Tasche (über Schablone aus Noppenfolie) und 1 x Hausschuhe (direkt auf Schusterleisten ausgelegt) ist mir aufgefallen, dass die innen komplett glatt und außen aber wollig geworden sind. Das war der Moment, an dem ich gedacht habe "das muss man doch steuern können, das hat doch System"
Aber so ganz "gleich" waren die Parameter innen und außen halt auch nicht, weil ich innen jeweils eine andere Farbe benutzt habe von meinen Resten (sonst wäre ich mit der Menge nicht hingekommen). Auf der glatten Innenseite hatte ich aber auch beide Male so eine Orangenhaut- Struktur, auf der wolligen Aussenseite nicht...

Na, ich seh schon: es wird Zeit, mal Wolle zu kaufen, damit ich wenigstens die Materialseite unter Kontrolle bekomme
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Alt 28.02.2021   #8
nora
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Ich glaube ja, dass Du zu früh mit Walken beginnst. Wenn noch nicht alles richtig miteinander verfilzt ist. Dann haben die vielen Lagen Wolle keine Chance sich untereinander zu verbinden. Während die Oberfläche gewalkt wird schrumpft sie. Die Unteren Schichten sind aber noch nicht bereit dafür, weil zu wenig gefilzt. Dann reißt die Oberschicht weil sie als einzige schrumpft. Und an der anderen Seite hast du Orangenhaut, weil die nicht fertig gefilzte Wolle zwangsweise einfach nur schrumpelt
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Alt 28.02.2021   #9
Floriane
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Da Stimme ich nora zu, 6-8 Schichten sind auch echt viel, das klingt ganz nach dem, was nora beschrieben hat.
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Liebe Grüße Floriane
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Alt 28.02.2021   #10
Winter
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Ah! Danke, Nora, ich glaube, mir geht da gerade eventuell ein Licht auf...
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Alt 01.03.2021   #11
Claudia1973
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Die Orangenhaut könnte dann eventuell auch noch an den unterschiedlichen Materialien mit den ebenfalls unterschiedlichen Schrumpfeigenschaften liegen. Soll heißen, dass nicht jede Wolle gleich stark schrumpft und sich somit die stärker schrumpfende Wolle zu einer Art Orangenhaut zusammenzieht. Ich nutze diese Eigenschaft aber sehr gerne bei Hausschuhen. Außen Bergschaf (sehr strapazierfähig, aber grob) innen Merino mit geringer mic-Anzahl (angenehm auf der Haut zu tragen) die Merino schrumpft bei weitem stärker als die Bergschafwolle, somit bilden sich hier diese "Pölsterchen" und ergeben ein ganz tolles Gehgefühl wie auf Wolken.
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Liebe Grüße Claudia
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Winter (03.03.2021)
Alt 03.03.2021   #12
Winter
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Claudia, es ist sogar ziemlich gut möglich, dass mir genau das passiert ist bei den beiden Teilen, die innen durchgehend anders aussehen als aussen... gut zu wissen, dass man das auch gezielt steuern kann, wenn man weiß, was man tut
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