Rettungsmaßnahmen

[Anne]

Hallo zusammen,
es gibt ja schon ein Thema mit der Frage, was wir mit unseren misslungenen Werken machen. Ich dachte mir, es wäre schön auch eines zu haben, in dem es um Rettungsmaßnahmen geht.
Was für Tricks sind euch schon eingefallen um etwas, was schiefzugehen drohte dann doch noch zu retten?

Ich kam auf die Idee, als Toffel schrieb, dass sie mit Klebeband Puschen gerettet hat, in die sich in der Waschmaschine andere Farben gemischt haben.

Vielleicht habt ihr ja auch schon gute Ideen gehabt, die anderen weiterhelfen könnten.

Bei mir ist ganz oft eine Nadel die erste Hilfe Maßnahme - wenn ich zwei Dinge verbinden will, die das nass nicht mehr mit sich machen lassen wollen, oder schief geraten sind. Da hilft oft die Filznadel, da sie Wollfasern noch mal ein wenig öffnen kann und man mit ihr sozusagen etwas mehr Gewalt ausüben kann.

Ich bin gespannt auf eure Ideen!

liebe Grüße,

Anne

[Marie]

Huhu!

Ich denke, dass dieses Thema sehr vielen von uns helfen wird Danke fürs Eröffnen. Auch ich greife häufig und auch am liebsten zur Nadel. Zum Löcherstopfen, Zusammenfilzen, Neufilzen. Hab aber auch die Erfahrung gemacht, dass feine Nadeln sich dazu besser eignen als grobe

Sollte gar nichts mehr gehen und ich möchte zwei Sachen unbedingt verbunden haben (Beispiel Blume und Blumenstiel) dann greife ich zu Nadel (Nähnadel diesmal) und Faden und versuche, so versteckt wie möglich anzunähen. Diese Methode ist aber wirklich aller letzter Rettungsring vor dem völligen Zerschneiden von Sachen und Wiederverwertung als Stopfmaterial

Ich freu mich auf weitere Tipps und Tricks und hoffe, dass ich mir noch einiges abgucken kann

Ganz liebe Grüße, Marie

[Triluna]

Hallo Allerseits,

dann versuch ich auch mal mein Glück.

Grundsätzlich gibt es aber verschiedene Herangehensweisen meine liebst ist immer, ich tu so, als müsse das so sein. Wenn ich einer Blüte einen Stängel anfilzen möchte und das klappt mal nicht, dann wird es eben eine Ansteckblüte ohne Ständel. Ich mach mir wirklich nicht mehr die Mühe die Dinger zusammen zu flicken.

Schlimmer ist es bei einer Blumengirlande, wenn der Stängelansatz bereits angefilzt ist und beim besten Willen nichts mehr halten will, dann greif ich zur Drahtbürste oder zur Karde. Der angefilzte zipfel wird dann nochmal durchgekämmt. (und bist Du nicht willig, so brauch ich Gewalt). An die offenen Haare läßt sich dann üblicherweise wieder weiterarbeiten.

Dünne Stellen an Taschen oder Ähnlichem werden gleich behandelt. Je früher man das Loch oder die dünne Stelle erkennt, umso besser geht das Flicken.
Die Oberfläche an der Schadstelle mit der Drahtbürste aufrauhen, dann neue Wolle auflegen und weiterfilzen. Wichtig find ich bei der Methode, dass die Stelle nicht sofort total nass gemacht wird sondern eher feucht gearbeitet wird. So bleiben die aufgekämmten Fasern beweglicher und sind nicht durch zu viel Wasser wieder platt gemacht.

Was in solchen Fällen auch immer geht, ist mit der Filznadel vorarbeiten. Ich hab bis vor kurzem die schadhaften Stellen einfach mit Wollvlies belegt und mit der Filznadel eine Zwangsverbindung hergestellt. Nur so alle 5mm einmal eingestochen. So hat sich die Wolle nicht mehr vom Werkstück gelöst und ich konnte sie üblicherweise wieder einwalken. Vor allem in Kuren hilft das immer gut weiter.

Ungewünschte Wülste bei Hohlkörpern werden gnadenlos weggeschnitten. Wenn der Wulst erst spät erkannt wird, wird es schwer die Schnittstelle zu verheimlichen. Solche Fehler lassens ich aber normalerweise bereits nach dem ersten Filzgang erkennen und beheben, dann versuch ich erst mal die zusammengefilzten Flächen zu trennen, wenn das nicht mehr geht, dann wird geschnitten, flach gerieben und, sollten sich Fehler im Muster ergeben, neue Wolle aufgelegt.

Nadel und Faden verwende ich so gut wie nie, wenn ich es doch tue, dann versuch ich die Naht schon früh im Walkprozess zu setzten und die Fäden anschließend wieder zu entfernen.

So, jetzt hab ich aber genug über Fehler geplaudert, wir machen doch alle gar keine Fehler, wir machen höchstens mal ein ausgefallenes Design.

viele Grüße
Triluna

[Anne]

Hallo zusammen,

da sind ja schon eine Reihe spannender Tipps zusammen gekommen.Ich würde gerne noch einen für die Profis bestimmt profanen anhängen - weiter machen!

Das merke ich bei mir ganz oft - ich denke oft, dass etwas misslungen ist und wenn ich dann trotzdem weiter mache, wird es doch noch etwas. Das geht mir sowohl bei trocken, als auch beim nass Filzen.

Liebe Grüße,

Anne

[katja]

Stimmt Anne,
wenn man mit dem Nassfilzen anfängt hat man zuerst immer gerne das, was ich als chinesischen Faltendackel bezeichne. Man hat das Gefühl, alles läuft aus dem Ruder, die Wolle schwimmt in alle Richtungen und wo war noch gleich die Schablone????
Da hilft nur geduldig zur Mitte arbeiten, erst zart -streicheln mit Folie dazwischen, im direkten Kontakt und dann auf einmal- als hätte einer ein Zauberwort gesprochen- schrumpft die Wolle merklich. Jetzt wird aus zart hart und das Ganze wird gewalkt und gerubbelt was die Muckis hergeben. Jetzt bekommt es Form und "huppps-habe ich das gemacht?" - es ist vollbracht.
Ja ja, so poetisch kann filzen sein..
Beste Grüße
Katja

[Triluna]

Ich schmeiß mich weg,

chinesischen Faltendackel

Sehr treffend beschrieben.
Gruß
Triluna

[katja]

Freut mich, wenn ich zur Erheiterung beitragen konnte...

[Anne]

ich find´s auch super und merke es mir, für den nächsten Fall, wenn mein Mann möchte, dass ich das Filzen unterbreche - wenn ich dann sage, dass ich noch beim chinesischen Faltendackel bin, weiß er, dass ich nicht unterbrechen kann/mag