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Alt 01.07.2008   #1
Tomako
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Filz-Thema Jurtenbau

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Geschrieben von: Albrun am Mo, 15 03 2004 - 21:06
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Hallo Tomako,

das ist ja schön, daß du schon mal eine Jurte gebaut hast. Später habe ich den Bericht über euren Jurtenbau auch im "Filzrausch" gefunden! Was ich wissen wollte: Unsere Waldorfschulklasse plant den Bau einer Jurte. Ist es überhaupt realistisch, mit unerfahrenen Eltern + Kindern vor allem ein Scherengitter zu bauen?? Für den Filz haben wir zwar erfahrene Filzer, aber nicht im Jurtenbau erfahren.... Also mir kommt das ganze Unternehmen zu hoch gegriffen vor, was meinst du?
Tschau, Albrun
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Alt 01.07.2008   #2
Tomako
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Geschrieben von: Tomako am Di, 16 03 2004 - 02:03
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Hi Albrun

Ich denke das mit dem Scherenrahmen ist schon machbar.
Aber es kommt vielleicht auch darauf an welchen Ansatz ihr habt, bzw. ob die Jurte für einen bestimmten Zweck gebaut wird. Jenachdem muß sie dann ja auch bestimmten Anforderungen genügen, die mensch vielleicht vorher schon berücksichtigen sollte. Eine Jurte z.B die für Märkte oder Austellungszwecke oft auf und abgebaut wird, erfordert eher einen klassischen Scherenrahmen der aus mehreren einzelnen Elementen gefertigt ist. Während eine feststehende Wohnjurte durchaus beim Aufbau mehr Zeit in Anspruch nehmen kann, in einem Stück gebaut dafür aber auch stabiler sein darf etc. Bei einem rein pädagogischen Projekt wiederum, ist die Langlebigkeit des Objekts nicht zwingend das Hauptkriterium.

Je nach Größe solltest du dir mehr oder weniger Gedanken um die Dachkonstruktion machen. Es empfiehlt sich jemanden mit Erfahrungen im Holzbereich hinzuzuziehen.

Bei unserem Filzprojekt war die Jurte als später tatsächlich bewohnbares Objekt mit ca. 5,5 m im Durchmesser konzipiert. Von daher haben wir den Scherenrahmen ausführlich geplant und (auch aus Zeitgründen) die vielen Latten im voraus gefertigt. Da ich berufl. Holzwurm bin und die entsprechenden Maschienen habe, haben wir die Latten aus hochwertiger Eschenbohlen gesägt, und anschließend die Kanten angefast und geschliffen. (Esche eignet sich auf Grund seiner hohen Biegefestigkeit besonders gut). Alternativ könnte mensch auch halbierte Haselnuß- oder Weidensprößlinge nehmen.

Ob Tür und Rahmen wirklich benötigt werden ist wie gesagt von der weiteren Verwendung bzw. den Ansprüchen abhängig. Eine Filzdecke kann`s auch tun (ist von alters her auch eher traditionell).

Zur Dachkonstruktion sollte mensch sich wie gesagt in jedem Fall vorher schon ein paar Gedanken machen. Bei einer kleinen 2-3 m großen Jurte bekommt ihr, auch wenn ihr alles nur mit Strohband zusammen bindet, schon innerhalb kurzer Zeit vor Ort eine relativ stabile Konstruktion hin, soweit die Latten selbst schon bereit liegen. Auch wir haben unserer Jurte damals im wesentlichen mit einfachem Strohband in knapp einem Tag (mit mehreren Leuten) zusammen gebunden.

Wenn ihr euch nicht gerade eine authenische mongolische 8 m Prachtjurte vornehmt, sehe ich eingentlich keinen Grund warum euer Vorhaben am Scherenrahmen scheitern sollte. Ihr müßt nur je nach Projektdauer das eine oder andere schon vorbereitet haben. Auch Skizzen bzw. Zeichnungen können da eine anschauliche Hilfe sein, gerade für Kinder (vielleicht auch manches Elternteil).

Bei unserem Schwitzhüten-Projekt z.B, haben wir das komplette Material für die Konstruktion der Hütte, direkt vor Ort im angrenzenden Wald, in Form der vielen wild sprießenden Eschenschößlingen gefunden (so etwas sollte aber mit den Forstverantwortlichen vorher abgesprochen werden).

Nun, hoffe Dir ein paar Anhaltspunkte gegeben zuhaben, die dir zur Planung eueres Projekts weiterhelfen.

ciao Tomako

Geändert von Tomako (01.07.2008 um 17:42 Uhr)
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Alt 01.07.2008   #3
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Geschrieben von: Frieder am So, 21 03 2004 - 20:44
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Hallo Albrun,
ich denke genauso wie Tomako. Der Scherenrahmen stellt nicht das Problem dar.

Das Problem ist eindeutig der Filz. Eine Menge Arbeit und viel Zeit, Geduld und Ausdauer sind nötig große Filzbahnen herzustellen, die auch das Wort Filz verdienen, zu arbeiten. Wir haben damals Bahnen von 2,5mx9m mit 25kg Wolle gelegt und gewalkt. Ich dachte damals 20km hinter dem Pferd reichen für eine Filzbahn, damit der Filz fertig ist. Ein doch sehr naiver Gedanke.
Der Unterschied zwischen Filz und zusammengepreßter Wolle ist doch erheblich.

Ein Filz für eine Jurte, der auch wirklich wetterbeständig sein soll braucht seine Zeit. Wir haben damals bei unserem Jurtenprojekt 1999 mit unserer europäischen naiven schnelldenkenden Art den Faktor Zeit nicht bedacht. Die Asiaten haben uns doch in diesem Punt einiges voraus. Geduld, Zeit und Erfahrung ist vieles bei der "Hausherstellung"

"Gut Ding will Weile haben".

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mit wolligen Grüßen euer Frieder
Tomako ist offline  
Alt 01.07.2008   #4
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Geschrieben von: Potemkin am Mi, 24 11 2004 - 17:31
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Hallo,
erstmal möchte ich hier loswerden, dass fuer Superblonde wie mich das eröffnen eines eigenen Beitrags beinahe unmöglich ist. Jedenfalls braucht es da wohl schon Insiderwissen. Nun aber zum Thema: Ich besitze selber Mongolische Kamele und es reift in mir der Wunsch im laufe des nächsten Jahres eine eigene Jurte zu bauen, welche dann auf der Kamelweide zu stehen käme. Ob sich nun Kamelwolle mehr oder eher weniger zum Bau einer Jurte oder in meinem Falle eines Ger`s eignet möchte ich hier die versammelte Filzgemeinde fragen. Wir machen hier bei uns Projekte mit und um Kamele. Bitte sagt mir auch mit wieviel Kilo Wolle ich rechnen muss fuer den Bau. Durchmesser der Jurte ca 6 Meter. Wenn mir jemand auch ein Angebot machen will zur Mithilfe oder den Verkauf einer gebrauchten Jurte oder meinetwegen auch einer neuen. Kein Problem. Danke fuer Eure Antworten
Potemkin
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Alt 01.07.2008   #5
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Geschrieben von: Frieder Mi, 24 11 2004 - 21:01
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Hallo Potemkin
das freut mich, dass Du als Superblonde es auch geschafft hast in das Forum zu gelangen. "Nichts ist unmöglich..."

Nun aber zum Thema:
Wie hier im Forum zu lesen ist hat Jute Klute eine Jurte mit 6 Metern Durchmesser in Mecklenburg Vorpommern gebaut, wofür Sie insgesammt 500Kg einheimische Schafwolle verwendet.

Bei der Kamelwolle würde ich einfach einen Test machen, ob Sie was taugt zum filzen.

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mit wolligen Grüßen euer Frieder
Tomako ist offline  
Alt 01.07.2008   #6
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Geschrieben von: schorsch am Fr, 17 12 2004 - 12:03
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Als angehender Importeur von mongolischen Jurten möchte ich noch ein paar Anmerkungen beifügen:

Das Scherengitter besteht im Original aus sibirischer Lärche. Wenn man eine Dachlatte drittelt (viertelt?), kommt man ca. auf die richtigen Dimensionen. Bei halbierten Weidenruten oder ähnlichem sehe ich auch kein Problem, sofern sie stark genug sind. So oder so sollte die Herstellung von Hand machbar sein, es sind ja keine komplizierten mechanischen Teile dabei.

Häufigster "Fehler" bei in Europa genbauten Jurten: Wenn die Stangen des Scherengitters gerade gelassen werden, dann geht die Konstruktion im aufgebauten Zustand oben wieder auseinander (Paraboloid). Die Jurte wird dadurch wacklig, und sieht auch so aus. Korrekt sind die Wandsegmente im oberen Drittel etwas nach innen gebogen, um das zu verhindern. Die Biegung kann man entweder mit Hitze (z.B. am Feuer) bewerkstelligen, oder besser mit Dampf.

Das technisch anspruchvollste Teil dürfte die Krone sein. Das ist im Original eine ordentliche Schreinerarbeit, und dürfte in dieser Form viele Heimwerker überfordern. An den meisten Waldorfschulen lässt sich das natürlich im Werkuntericht unterbringen. Wer das notwendige Rüstzeug nicht selber mitbringt muss halt einen Profi beauftragen.

Kamelwolle alleine taugt nicht zum Filzen, da die Haare eine glatte Oberfläche haben, und nicht geschuppt sind wie bei der Schafwolle. Was offenbar geht, ist eine Mischung von beiden, das Mischungsverhältnis sollte man aber erst mal ausprobieren (Potemkin hat das inzwischen offenbar schon rausgekriegt).

500 kg Schafwolle scheint mir etwas viel, da wird der Filz mindestens 5 oder 6 cm dick. Eine mongolische Jurte wiegt *insgesamt* etwa so viel. Nicht dass es falsch ist, so dicken Filz zu nehmen, es ist einfach nicht notwendig.


-schorsch

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http://www.jurte.com/ - Die Mongolische Jurte
Tomako ist offline  
Alt 01.07.2008   #7
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Geschrieben von: Claudius am Di, 28 12 2004 - 14:12
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Zitat:
das ist ja schön, daß du schon mal eine Jurte gebaut hast. Später habe ich den Bericht über euren Jurtenbau auch im "Filzrausch" gefunden! Was ich wissen wollte: Unsere Waldorfschulklasse plant den Bau einer Jurte. Ist es überhaupt realistisch, mit unerfahrenen Eltern + Kindern vor allem ein Scherengitter zu bauen?? Für den Filz haben wir zwar erfahrene Filzer, aber nicht im Jurtenbau erfahren.... Also mir kommt das ganze Unternehmen zu hoch gegriffen vor, was meinst du?
Tschau, Albrun
Hallo Albrun, Tomako, Potemkin, Frieder
Vielleicht für Euch interessant: Lebe seit über vier Jahren in einer 2-stöckigen (!) Jurte, Sommer wie Winter, voll und ganz und mit allem Komfort des bei uns üblichen Wohnens. Hab schon verschiedentlich dazu geschrieben, meine alte >Homepage dazu ist leider durch was auch immer nicht wieder geöffnet worden, so muß ich jetzt dringend wieder eine neue machen. Essenz ist, dass ich eine Jurtenbauweise (weiter-)entwickelt habe, die ein komfortables Wohnen in unserem (feuchten) Klima ermöglicht und das dazu nötige Wissen in Seminaren weitergebe. Sind schon mehrere in D & A für 2005 geplant. Bin bis zur Fertigstellung meiner (neuen) Homepage bei Interesse erreichbar unter sinnergon[at]gmx.net ("at" ist der Klammeraffe, der sich hier offenbar nicht eingeben lässt).
Ein Tipp am Rande: Das "Paraboloid" (wohl eher ein "Hyperboloid") entsteht nicht oder kaum, wenn (wie bei den amerikanischen Jurten) der Scherengitter-Winkel von 45° auf 60° erhöht wird. Die engen Scherenabstände kann man sich auf diesem Wege auch ersparen...
Claudius
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Alt 01.07.2008   #8
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Geschrieben von: schorsch am 19:53, 28 Dez. 2004
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Hallo Claudius,
dass es möglich ist, runde und/oder textile Bauten für unser hiesiges Klima fit zu kriegen, steht ganz ausser Frage. Das Resultat dann jedesmal eine "Jurte" zu nennen, halte ich allerdings für problematisch. Ausgelöst wurde diese Begriffsverwirrung anscheinend am Anfang des 20. Jahrhunderts von deutschen Pfadfinder-Aktivisten, welche das Wort ohne Unterscheidung für jedes runde Hauszelt verwendet haben (und immer noch so verwenden).

Die traditionelle Bauform der Jurte ist in ihren Grundzügen über mehrere Tausend Jahre weitgehend unverändert geblieben, auch wenn die mongolische Variante in den letzten ca. 200 Jahren einige "moderne" Details eingeführt hat. Zwingende Bestandteile sind die transportablen Wandsegmente aus flexiblem Scherengitter, die darauf aufliegenden Dachstangen, welche radial zu einem Ring in der Mitte zusammenlaufen, sowie eine textile Eindeckung. Die amerikanischen High-Tech-Jurten folgen trotz Stahlseil-Umspannung und Acrylglas-Kuppel weiterhin diesem Prinzip. Keine der zu deinem erwähnten Artikel gezeigten Bauten hat damit aber noch etwas zu tun. Damit möchte ich diese Gebäude und Zelte nicht schlecht machen, einige davon gefallen mir persönlich sogar sehr gut. Nur geht es in der Diskussion hier halt um etwas anderes.

Die bei einem Scherengitter mit geraden Stäben entstehende Fläche heisst korrekt und vollständig "Hyperboles Paraboloid" (musste ich auch nochmal nachschlagen, um sicher zu sein). Dass dessen Ausprägung bei steiler Stellung der Stäbe weniger deutlich ausfällt, ist naheliegend, und das Stahlseil wird zu einer weiteren Reduktion beitragen. Die engen Scherenabstände sind aber bei einer traditionellen Jurte nicht in erster Linie wegen des Winkels notwendig, sondern weil die einzelnen Stäbe dünner sind, und aufgrund der handwerklichen Herstellung grössere Formtoleranzen aufweisen als industriell gefertigte Bauteile.

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http://www.jurte.com/ - Die Mongolische Jurte
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