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30.08.2010 | #1 |
Senior FilzerIn
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Faserlänge
Ich lese gerade in Gunilla Paetau Sjöbergs Buch, daß man einen ungarischen Filzhut mit einer Faserlänge von nur 2 cm filzt. Ich hätte gar nicht gedacht, daß Fasern zum Filzen so kurz sind. Was ist denn der Effekt von solch kurzen Fasern??
Bitte um Aufklärung, das läßt mir einfach keine Ruhe.. Viele Grüße von Susi |
31.08.2010 | #2 |
AnleiterIn
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HAllo Susi,
die Faserlänge ist sehr entscheidend, was die festigkeit des fertigen Filzes angeht. Auch der Schrumpfungsfaktor ändert sich erhelblich. Je kürzer die Fasern sind, umso weniger Schrumpfung. Das erklärt sich schon daraus, dass eine Faser nur maximal so weit durch die anderen Fasern durchschlüpfen kann, wie sie lang ist. Das macht auch den Unterschied zwischen Kammzug und Vlies (also zumindest bei der Filzrausch-Wolle) die Fasern vom Kammzug sind deutlich länger und der Schrumpfungsfaktor ist etwa doppelt so groß. Kurze Fasern begünstigen einen sehr steifen Filz. Das erklärt sich ganz einfach dadurch, dass auf die gleiche Gewichtsmenge Wolle viel mehr Haare kommen. Jedes dieser Haare muss sich verknoten. Jedes Haar kann sich nur einmal verknoten und die beiden verbleibenden Enden schieben sich dann durch die anderen hindurch. Je mehr Haare vorhanden sind, umso mehr Knoten und die machen schleißlich die Steifigkeit des Filzes aus. Du kannst das ganz einfach nachvollziehen, indem Du die gleiche Fläche einmal mit Kammzugwolle auslegst und dann mit extrafeiner Merinowolle im Vlies (das Filzrausch-Vlies hat hier die kürzesten Fasern). Das Ergebnis wird sich folgendermaßen darstellen. Die Fläche aus Kammzug-Wolle bleibt ein bewegliches Tuch, das aber sehr klein geworden ist. Die Fläche aus Vlieswolle wird nicht so klein, es entsteht aber ein sehr steifes Tuch. Oftmals unterscheiden sich die Vlieswollen genau in dem Punkt der Faserlänge. Von Wollknoll bekommst Du ein wunderschönes Merinovlies, die Fasern sind aber deutlich länger deshalb wird der Filz nicht so steif. Ich hoffe Dir weitergeholfen zu haben, viele Grüße Triluna |
Folgende 5 Benutzer sagen Danke zu Triluna für den nützlichen Beitrag: | Anne (20.09.2010), gabbro (03.09.2010), Luna (31.08.2010), maryhs-aus-m (31.08.2010), Susi (31.08.2010) |
31.08.2010 | #3 |
Senior FilzerIn
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Danke, Margit, sehr aufschlußreich!! Ich habe über die 2 cm Faserlänge gestaunt, aber so ein ungarischer Hirtenhut soll ja auch "standfest" sein. Übrigens, wunderschöne Hüte, genau mein Geschmack, aber ich fürchte, nicht anfängergeeignet.....Dann begnüge ich mich mit normalen Hüten, die finde ich schwierig genug.
Ich wußte nicht, daß man mit so kurzen Fasern überhaupt filzen kann. Das erklärt auch, warum die Berner-Sennenhund-Wolle so weichen Filz ergibt. Viele Grüße von Susi |
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