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Triluna 24.06.2010 03:42

Anleitung Sitzkissen/Stuhlpolster „gefüllt“
 
Anleitung Sitzkissen/Stuhlpolster „gefüllt“


Sitzkissen und Polster aus Filz sind besonders angenehm, strapazierfähig und außerdem schön anzusehen. Ich wollte aber unbedingt „weiche“ Sitzkissen und war deshalb mit reinem Filz nicht ganz zufrieden. Der Zufall kam mir dabei vergangenes Jahr zu Hilfe, als ich mir versehentlich 20kg Texelwolle schenken ließ, die sich dann als filzunfähig herausgestellt hat. Nach einigen Versuchen kam nachfolgende Sitzkissenidee heraus.

Die ersten Lagen Wolle werden aus feiner oder extrafeiner Merinowolle gelegt und zwar zwei halbdicke Schichten, die das ganze Kissen zusammenhalten müssen. Hier darf nicht zu dünn ausgelegt werden, da sich sonst gern Löcher bilden. Die Muster lege ich immer zuerst, um noch auf ebenem Grund auslegen zu können. Für ein Standardkissen wird ein Durchmesser von ca. 60 cm ausgelegt.
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Darauf kommt jetzt ein Berg nicht oder schlecht filzender Wolle, in meinem Fall Texel-wolle. Diese war nur einmal kurz in klarem Wasser eingeweicht worden, um den gröbsten Schmutz zu entferne. Dann wurde sie geschleudert, getrocknet und kurz mit der Kardiermaschine durchgekämmt. All das ist aber nicht notwendig, denn es lässt sich auch die ungewaschene Wolle auslegen und mitfilzen, dann wäscht sich der grobe Schmutz beim Filzen heraus.

Es sollten schon mindestens 250g Wolle für die Füllung sein. Das sind locker ausgelegt dann etwa 10cm. Die Füllwolle wird dabei im Durchmesser von ca. 50cm ausgelegt. Der entstehende Rand wird umgeschlagen.


Dieses gesamte Paket wird dann nass gemacht. Mit viel Wasser und viel Seife. Je mehr Lanolin noch in der Wolle ist, desto mehr Wasser ist erforderlich, die Wolle zu nässen.

Bei ungewaschener Rohwolle empfiehlt sich die Gießkanne.
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Die Durchnässung der Wolle wird beschleunigt, wenn eine Matte auf das Paket gelegt und darüber gerieben wird.
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Wenn die gesamte Wolle nass und zusammengefallen ist, können die Ränder umgeschlagen werden. Jetzt werden wieder wie zu Beginn zwei nicht zu dünne Schichten Filzwolle darüber gelegt, die das Kissen umschließen und zusammenhalten.
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Wieder nässen, anfilzen und anschließend in einer Matte, Decke, Rollo oder ähnlichem gerollt.


Bereits nach den ersten Minuten schrumpft das Kissen erheblich zusammen. Um die Form zu erhalten, muss die Rollrichtung regelmäßig geändert werden.
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Nach einigen Minuten Walken in der Matte kann das Kissen direkt gerollt werden.
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Hier empfiehlt sich jeweils von außen bis über die Mitte zusammenzurollen und wieder zu öffnen, dann um 30° drehen und den Vorgang wiederhole. So lässt sich die Form optimal beeinflussen. Um die äußeren Filzschichten fest zu bekommen ist viel Kraft notwendig, da immer die Lockere Füllung mitbewegt werden muss - es lohnt sich aber.
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Wenn das Kissen einen Durchmesser von < 40cm erreicht hat, kann der Filz als ausrechend gefilzt betrachtet werden und das Kissen ist fertig. Wie gewohnt auswaschen, schleudern und trocknen.


Entstanden ist ein weiches Kissen mit einer Dicke von etwa 3-4cm und einem Gewicht von 350-500g , je nach Füllungsdicke. Die Texelwolle filzt bei diesem Vorgang tatsächlich so viel mit, dass sie später an Ort und Stelle bleibt, auch wenn das Sitzkissen mal gewaschen wird. Eine Behandlung mit Wollkur ist nicht erforderlich, da die Rohwolle noch so viel Wollfett enthält, dass die Wolle selbst nach dem Filzen noch ausreichend gefettet ist.


Man/Frau sollte sich aber keiner Illusion hingeben, mit Rohwolle filzen ist keine saubere Sache und riecht nach einer ganzen Schafherde im Regen. Es bedarf beim Filzen viel Wasser, um den in der Wolle befindlichen Schmutz herauszuwaschen.
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Viel Erfolg und Freude

Margit


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