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Anne 30.11.2010 14:56

Zitat:

Zitat von Triluna (Beitrag 1658)
Hallo Allerseits,

sorry wenn ich wieder auf das Thema zurückkomme.

Ich hab mir jetzt mal das Buch von Bruno Bujack besorgt und diagonal gelesen. Was mir sofort aufgefallen ist sind wirklich sehr technischen Beschreibungen, das hat was. Ich kann mir aber vorstellen, dass sich jemand ohne technische Vorbildung schwer tut mit den Berechnungsformeln und jemand mit technischer Vorbildung braucht diese nicht wirklich.

Es sind aber spontan auch Fragen aufgetaucht, die ich hier jetzt gerne loswerden möchte.


1. Relaxieren, Entspannen

Bujack beschreibt eine Dampfbehandlung für den fast-fertigen Hut, zum Entspannen der einzelnen Fasern, muss das wirklich sein??


2. Wollmenge

bislang hab ich gelernt, ein Filzhut für Erwachsene hat ein Gewicht von maximal 100g.
Soweit so gut, jetzt lese ich mit einigermaßen großer Verwunderung, dass Bujack bei seinen Beschreibungen schon bei einem einfachen Damenhut mit Rollkrempe auf 210g Wollmenge kommt und bei einem Hexenhut mit breiter Krempe gleich auf 350g. Das find ich jetzt doch etwas sehr viel.


3. Steifen des Filzhutes

Wie hab ich mir einen Filz vorzustellen, der mit Acryllack gesteift wurde, merkt man das dem fertigen Filz an oder gibt diese Verfahren dem Hut nur mehr Festigkeit, ohne die Oberfläche und Griff wesentlich zu beeinflussen?? Gibt's da noch andere Möglichkeiten??

Ich bin mir noch nicht schlüssig, ob ich das Buch behalte oder nicht, vielleicht helfen mir ja Eure Antworten, das Buch und seinen Autor zu beurteilen.

viele Grüße
Margit

Hallo zusammen,
bei mir soll es jetzt auch mal ein Hut werden. Ich habe auch das Buch von Bruno Bujack und möchte gerne die Fragen von Margit noch einmal stellen.
Ergänzt noch um die Frage, ob ich nicht statt des Lackes eine Appertur (hoffentlich schreibt man das so) nehmen kann.

@Elfenzauber
Ich habe gerade erst deine Frage hier gesehen und dass du noch gar keine Antwort bekommen hast.
Du hast Recht, dass du erst mal eine Schablone brauchst. Mit der sollte die Endform des Hutes möglich sein, aber das heißt nicht, dass sie genauso aussehen muss. Wenn du beispielsweise eine Krempe umschlagen möchtest, dann wird sie in der Schablone nur doppelt so lang.
Du kannst erst mal einen ganze Zeit filzen und walken, bevor es um die genaue Passform geht. Am einfachsten ist es dann glaube ich ich, wenn du eine Hutform hast, die deine Kopfgröße hat. Wenn du aber erst mal ausprobieren möchtest, dann würde ich mir eine Form suchen, die sich deiner Kopfgröße annähert (Ball, Schüssel etc) und erst mal damit arbeiten. Dann vielleicht eine Duschhaube aufsetzen, anprobieren, weiterwalken und wieder anprobieren. So kannst du dich dann auch annähern.
Wichtig ist dann, dass du beim Trocknen den Hut passend ausstopfst, damit er die Form behält.

Grüße,

Anne

Triluna 30.11.2010 16:09

Hallo Anne,

Du meinst sicher Appretur, ich kann mir das zwar vorstellen, hab aber keine Ahnung ob das geht und was das bringt. Ich bin von meinen bisherigen Versuchen den Filz zu steifen nicht begeistert. Entweder die Steifigkeit war zu fest, dann bekommt der Filz bei Benutzung Knicke oder man bemerkt nix davon. Ich lass das inzwischen ganz und mach Hüte aus Filz, die eben sind wie Hüte aus Filz, knautschbar.

Ich hätte da noch einen Tip, was die Hutform angeht. Wer nur mal einen einzigen Hut oder Mütze für sich selbst machen möchte, kann sich mit einer einfachen Möglichkeit behelfen: Frau nehme Montageschaum aus dem Baumarkt (eine Flasche mit 500ml ergibt ein Schaumvolumen von ca. 12 l und kostet 3€) Einfach auf eine Pappe einen Berg schäumen (mit wasser besprühen ist meist notwendig, Anleitung beachten) und trocknen lassen. Dauert etwa 24 Stunden. Wenn das Zeug trocken ist läßt es sich mit einem Sägemesser oder einer Säge gut bearbeiten. Die entsprechende Hutform ausschnitzen und anschließend mit Klebeband überziehen, die Oberfläche bröselt sonst. Für einen Hexenhut hab ich einen Kegel aus Papier hergestellt und ebenfalls mit Montageschaum ausgefüllt. Der Kegel braucht am schluss nur noch auf die richtige Länge abgeschnitten zu werden.

Eine Hutform, die so hergestellt ist hält zwar nicht ewig und ist ökologisch bestimmt nicht einwandfrei, sie ist aber bezahlbar und erfüllt Ihren Zweck.

viele Grüße
Triluna

Anne 30.11.2010 18:59

Hallo Triluna,

stimmt - so heißt das - ich probiere das mal auf einem Lappen aus - ich möchte halt schon, dass der Hut noch natürlich nach Filz aussieht - vielleicht steige ich auch eher auf eine Art Mütze um - da passt dann Knautschbarkeit auch besser zu.

Deine Idee zur Hutform klingt super - ich habe mir gerade überlegt, dass man dann ja vielleicht sogar mit stabiler Alufolie die Kopfform abformen könnte und dann mit dem Schaum füllen. Dann muss man anschließend nicht mehr schnibbeln - muss ich bei Gelegenheit mal ausprobieren.

Liebe Grüße,

Anne

Tomako 01.12.2010 22:23

ich würde es mittels Triluna´s Idee auch so ähnlich wie Anne machen.
Allerdings anstatt Alufolie würde ich den Hut in ein oder zwei große aber möglichst
dünne Müllsäcke packen.
Ihn dann wie eine Schüssel auf den Kopf liegend
( vorher die Folie ordentlich im Hutinnenraum anschmiegen )
mit Mo.Schaum füllen.
Schließlich dann auf das ganze ein Holzbrett darauf legen
und dieses eventuell noch etwas bescheren.
So dass, wenn der Schaum sich ausdehnt,
er das Brett anheben muß, und sich dadurch auch besser im gesamten Hutinnenraum
verteilt weil er sich ja kräftig abstemmen muß.
Zudem wird die Schaummasse dadurch auch etwas stabiler.
und man/frau hat auch gleich eine gerade Auflegefläche.

wenn das so funktioniert wie ich es mir denke ;)
cu Tomako

Anne 02.12.2010 08:49

Ich finde, dass wir uns jetzt alle zusammen so ein schönes Konzept überlegt haben, dass das dringend mal jemand ausprobieren sollte :)
Das Holzbrett ist eine super Idee - in meinem Modell würde der Schaum vermutlich nur gemütlich nach oben wegquellen - man merkt, dass ich nicht allzu praktisch veranlagt bin *hüstel* :)

Tomako 03.12.2010 00:35

Hab mal ein schlaues Buch gewältzt

Fachkunde für das Hutmacher- und Modistengewerbe
Fischer, Georg, Österreichischer Gewerbeverlag, Wien, 1983, ISBN 3-85207-840-7

Dort heißt es das Hüte grundsätzlich immer aus Stumpen hergestellt werden

Stumpen sind kegelmantelförmige Filzgebilde dessen Größe gewichtsabhängig ist
Stumpen (öster.)
Stumpe (deut.)
la cloche (franz.)
body (engl.)

https://forum.filzrausch.de/image_ar...tformen_01.png

Bei den Grundformen wird hauptsächlich unterschieden in

Cornet
Breite und Höhe meist gleich fast senkerechter Rand (unten)
Capline
..breits angeformter Stumpen mit mehr oder minder ausgeprägter Bandstelle (Krempe)
Bandeaux
.. rechteckigflacher Filzstreifen
Platten
...ein kreisrunder vollständig flacher Filz

In der Herstellungsart wird hauptsächlich unterschieden in

Haarstumpen
...aus Tierhaaren bzw. Mischungen der Haare verschiedener Tiere
(zumeist aus oder mit Hasen- bzw. Kanninchenhaaren,
die Haare mancher Tierarten filzen eher schlecht
so z.B Biber, wird aber wegen des ausgewöhnlichen Griffs bei edlen Hüten oft verwendet)
wo bei Haare generell eher schlecht filzen und deswegen erst gebeitzt werden müssen

Wollstumpen
... wird aus Wolle und Kämmlingen hergestellt
aber nie aus reiner Wolle da sich dadurch keine glatte kurze Decke (Oberfläche) herstellen läßt
Kämmlinge nennt man die in der Kammgarnspinnerei abfallenden kurzen Wollhaare.
Ersatzweise kann auch Krempelausputz beigemengt werden ( auch Flug genannt)
ein Abfallprodukt aus der Wollkämmerei das beim Krempeln entsteht
bzw. auch Reißwolle die man durch zerfasern von fertgen aber unbrauchbar gewordenen Wollwaren im Reißwolf gewinnt.
wichtig ist die Kurzhaarigkeit der Beimischung.

wobei die Mischung mit ausschlaggebend für die Qualität ist
Durchsschnittsmengen der Mischingen
  • 1a.Qualität: 60% Wolle & 40% Kämmlinge
  • 2a.Qualität: 50% Wolle & 30% Kämmlinge & 20% Krempelausputz
  • 2a.Qualität: 40% Wolle & 30% Kämmlinge & 30% Krempelausputz

Bei der Wollauswahl ist zu unterscheiden ob es ein glatter Filz eine Rauhhaarqualität oder
ein Melangestumpen werden soll.
( was immer das heißen soll muß ich erst noch rausfinden)


Velourstumpen
im wesentlichen wie der Haarstumpen
als Material wirden aber die Haare des Wildhases bevorzugt
mit einigen besonderen Arbeitsgängen um die
Velouroberfläche zuerzeugen.


die wesentlichen Arbeitsgänge unterschieden sich in
  • Die Haar- bzw. Wollmischung erstellen
  • Das Fachen
  • Das Filzen ( wobei hier das Vorfilzen der Fache gemeint ist)
  • Das Anstoßen ( die Fache dichter, fester kleiner machen)
  • Das Walken
  • Vor- & Halbwalke
  • Fertig- & Maßwalke
  • Nach- & Kurzwalke
  • Das Ausfertigen des Stumpens ( dem Stumpen die endgültige Form geben)
  • Die Oberflächenbearbeitung


( fertig ist der Hut )


cu Tomako

PS. demnächst mehr zu diesem Thama aus schlauen Büchern ;)

Anne 03.12.2010 09:15

Wow - spannend - aber irgendwie passt dann der Hut, den ich machen will nicht rein - ich hoffe, es lässt sich aus reiner Wolle doch etwas fertigen.

Ich wollte noch einen Vorschlag meines Mannes für die Hutformnachbildung anfügen. Es gibt ganz dünne Latex Badekappen. Die kann man aufziehen und dann mit Gipsbinden arbeiten, die man um den Kopf wickelt. Die werden dann schön fest und können ausgeschäumt werden.

katja 03.12.2010 11:54

@Tomako
Du Quell der Weisheit....:supertop:
Danke für deine ständigen "Besserwissereien" (bitte ganz POSITIV verstehen).
Ich finde es wirklich irre, was du da immer wieder aus dem Netz herausfischt.
Katja

Susi 03.12.2010 17:53

Zitat:

Zitat von Susi (Beitrag 1571)
da der Sommer doch langsam zu Ende geht, denke ich schon über einen warmen und schicken Hut nach, am besten einen breitkrempigen. Mit Hund muß man ja auch bei Kälte `raus...Außerdem mag ich Winterwanderungen.

Vor mehr als einem Jahr habe ich das geschrieben und jetzt:

http://www.abload.de/img/0014cuh.jpg

Voilà, da ist er. Vielen Dank für die vielen guten Tipps. Genau so habe ich mir meinen Haarstumpen (100 % Bernhardiner) vorgestellt. Er wärmt auch sehr gut. Geformt wurde er über einer alten Plastikschüssel, die fast meinen Kopfumfang hat............

Viele dankbare Grüße
von Susi

Anne 03.12.2010 19:57

super Susi! Davon bin ich noch weit entfernt - ich würde mal sagen, dass mein Erstlingswerk nicht so wirklich gut wird -mal schauen, was sich morgen noch rausholen lässt, aber zumindest kann ich daraus lernen :)

Triluna 03.12.2010 20:15

Hallo Anne,

nicht gleich verzagen, frau glaubt gar nicht, was aus so einem schlabberigen Filzlappen rauszuholen ist. Nur die Geduld solltest Du nicht verlieren, lieber mal weglegen und am nächsten Tag nochmal drangehen.

viel Erfolg
Triluna


Hallo Susi,

der Hut ist doch der perfekte Begleiter für diese Tage.
schönes Stück

viele Grüße
Triluna

Tomako 04.12.2010 03:17

Zitat:

Zitat von katja (Beitrag 5043)
@Tomako
Du Quell der Weisheit....:supertop:
Danke für deine ständigen "Besserwissereien" (bitte ganz POSITIV verstehen).
Ich finde es wirklich irre, was du da immer wieder aus dem Netz herausfischt.
Katja

mann dankt ;)
..habe es aber tatsächlich aus dem Buch selbst gefischt und leider nicht aus dem Netz

cu Tomako

Susi 04.12.2010 06:21

Dankeschön für Eure Komplimente. Bei diesem Hut habe ich mich angestrengt, da ich nicht so viel Bernhardinerwolle (Langstockhaar) zur Verfügung hatte. Wie Triluna sagt, ist es besser, man macht einen Pause und legt ihn weg. Das habe ich auch gemacht, Anne. Es ist mein vierter Hut.

Das klappt bei Dir bestimmt heute. Du kannst ja gut Hohlformen filzen. Mir hat es sogar richtig Spaß gemacht!:supertop: Da wünsche ich Dir "gut Filz"!

Viele Grüße
von Susi

cacane 04.12.2010 09:52

Halo Susi

Toller Hut, ich seh mich schon alle Plastikschuesseln anprobieren:D
LG Doris

Anne 04.12.2010 09:54

Danke für den Zuspruch! Ich beschäftige mich gleich noch mal damit und betrachte ihn als Lehrstück - ich war leider schon zu früh zu ungeduldig und habe ihn zu früh von der Schablone genommen. Das hatte aber auch damit zu tun, dass mir offenbar die Schablone schon nicht richtig geraten ist. Ich hatte mit der Vorgehensweise von Bujak ziemliche Probleme, zumal ich keinen riesigen Zirkel hatte und die Alternative mit der Schnur nicht so toll war. Statt mir dann eigene Gedanken zu machen (was ich inzwischen gemacht habe), habe ich dann etwas - hm - merkwürdiges als Schablone verwendet...
Beim nächsten Versuch fange ich schon mit mehr Geduld an! Auf jeden Fall kann ich jetzt noch üben, wie ich einen Hut forme - er wird mir halt nur nicht passen :)

sonnige Grüße,

Anne


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