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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Selbstbewußtsein


aki_n
17.07.2008, 20:30
Ich habe eine merkwürdige Entdeckung gemacht...ich treffe Frauen, die wirklich solide Filzarbeiten bei sich haben...und die erzählen mir, dass sie bloß ein kleines Licht seien...selbst wenn sie schon Kurse gegeben haben. Frauen, die ein Gespür für schöne Farbkombinationen und schon viel Filzerfahrung haben.
Und dann gibt es noch solche, die für sich beanspruchen, dass sie besser als andere sind, weil sie schon seit so und so vielen Jahren filzen und man selber erst später dazu kam.
Meiner Meinung nach haben beide Sorten Mensch kein besonders ausgeprägtes Selbstwertgefühl...
Im Filznetzwerk habe ich gelesen, daß man sich Gedanken um die Qualitätssicherung macht. Das finde ich großartig.
Was sind denn Eure Kriterien für eine gute Arbeit? Vielleicht tut das mal dem einen oder der anderen ganz gut, wenn sie hier liest, dass sie ja eigentlich all das schon macht?
Grüße
Inga

Speerchen
17.07.2008, 20:55
Tja, die Sache mit dem Selbstbewußtsein... :o
Du hast vollkommen Recht. Bei mir ist es z. B. so, dass ich einen eigenen Perfektonismus habe. Ich habe schon einige Sachen gefilzt, von denen ich sagen kann, hast Du toll hinbekommen. Auch hilft die Bestätigung von anderen, von Kursteilnehmern oder meine Kolleginnen, die alle Taschen von mir haben wollten. Das macht mich schon stolz und ich sage dann auch, ich kann das. Aber es gibt auch noch genügend Filzer/innen, deren Arbeit ich einfach auch nur bewundern kann, und da fühle ich mich dann auch mal wie ein kleines Licht...
Aber dadurch wird mein "Hunger" auch größer, noch dies oder jenes auszuprobieren, und ich freu mich dann auch über Erfolge. :daumenhoch:

Soweit erst mal meine spontanen Gedanken zu diesem Thema,
lieben Gruß
Petra :cool:

Speerchen
18.07.2008, 08:15
p.s.
Zu Qualität fällt mir noch ein: qualitativ nicht gut finde ich z. B. sich auflösende Gotlandtaschen... :verymad:.
Bei vielen Sachen finde ich persönlich, sie müssen schon sehr gut ausgewalkt sein, um möglichst lange zu halten. Aber es gibt auch Arbeiten, die filigran gearbeitet sind (wie z. B. bei Windlichtern), die müssen auch halten aber nicht so fest gewalkt werden.
Manchmal ist es vielleicht auch eine persönliche Einschätzung, wie gut man etwas findet. Ich für meinen Teil bin oft zu selbstkritisch. Wellige Ränder, nicht gleichmäßige Schnüre usw. sind nichts für mich (sofern das nicht bewußt für das Objekt eingeplant ist).
So weit noch meine Gedanken,
Gruß
Petra :cool:

aki_n
18.07.2008, 10:25
Wellige Ränder und ungleichmäßige Schnüre finde ich sehr gute Beispiele. :daumenhoch:Die mag ich zwar genausowenig - aber sie fielen mir nicht ein. Was ist sonst noch mies? bzw. GUT?
Ich persönlich mag bei Nunofilz schön ausgearbeitete Kanten, die nicht geschnitten, sondern etwas über den Stoff hinausgearbeitet worden sind und dann solange bearbeitet, bis sie gleichmäßig aussehen. Das haben wir mal in einem Workshop von der Inge Bauer gelernt. Ich habe damals gestaunt, dass man auf soviel achten muß/kann.
Gruß
Inga

sanne
18.07.2008, 10:42
Ja, die Sache mit dem Selbstbewußtsein ... Ich habe mal auf einem Sommerfest meine Sachen ausgestellt, und es tat mir in der Seele weh, wie achtlos manche Leute mit meinen Filzstücken umgegangen sind. Die Haltung, "Ich habe schon bei dem und dem gefilzt, ich kann schon alles ...", hat bei mir dazu geführt, dass ich nur Kurse für Kinder anbiete, die unvoreingenommen und kreativ mit dem Material umgehen. Ansonsten halte ich mich zurück und arbeite auf Bestellung, oder wenn ich jemandem etwas schenken will. Dabei ist es mir ebenfalls enorm wichtig, dass die Filzsachen gut zuende gewalkt sind, und passend für die betreffende Person gearbeitet ist. Eine "Herr der Ringe"-Tasche, bei der die Konturen umstickt sind, oder ähnliches. Gerade, nicht geschnittene Ränder wurden ja auch schon erwähnt. Ich persönlich stehe gar nicht auf "Massenproduktion", also Ideen, die ich aus einem Buch übernommen habe und gleich 10-fach produziere. Oft fällt mir auf Kunsthandwerkermärkten auf, dass viel hergestellt wurde, aber nicht so richtig individuell ist. Mir gefällt es, wenn ich "überrascht" werde, durch Dinge, die ich so noch nicht gesehen habe.
Gruß sanne

aki_n
18.07.2008, 10:52
Hi Sanne,
wenn ich auf Märkten gucke, dann finde ich häufig - nicht immer - sehr schlecht gefilzte Sachen vor, die zum Teil aber sehr hübsch aussehen. Wenn Du jetzt überlegst, wie wenig die Leute bereit sind, dafür zu bezahlen...:mad:dann kann ich das voll und ganz verstehen.
Ich persönlich habe daraus die Konsequenzen gezogen und gehe gar nicht erst auf Märkte. Im Laden biete ich zwar das eine oder andere Teil an, aber im Grunde genommen arbeite ich nur für wenige Leute auf Bestellung. Und die wissen dann auch, worauf sie sich einlassen und warum.:eek:
Ich habe mich auf die Kurse spezialisiert, weil ich das von früher her kenne und gerne mache...und weil auf Dauer das Preis-Leistungs-Verhältnis ein wenig besser ist, als wenn ich Filzprodukte verkaufen würde. Von irgendwas muß das alles ja auch finanziert werden.
Bücher mit guten Ideen finde ich übrigens toll. Das eine oder andere habe ich auch schon mal ziemlich exakt nachgearbeitet. Aber meist sind das die Ausgangspunkte, von denen aus ich dann meine eigenen Ideen weiterspinne. Ich meine auch, daß Bücher schließlich veröffentlicht worden sind, damit man sie nachmachen darf - das ist okay so. Man hat ja nicht rund um die Uhr die Muse neben sich sitzen ;)
Inga

Triluna
18.07.2008, 13:01
Hallo Allerseits,

da habt Ihr mal ne schwierige Diskussion angezettelt, schon der Begriff Qualität ist äußerst schwierig.

Von welcher Qualität sprechen wir denn? Die rein Handwerkliche Qualität lässt sich zwar so ungefähr definieren, das ist aber finde ich nicht alles. Ich bin auf Handwerkermärkten unterwegs und finde immer wieder sehr gute Kunsthandwerker vor. Die Handwerkliche Ausarbeitung ist aber auch Geschmackssache. Ich finde z.B. Ausgearbeitete Kanten und vor allem geschnittene Kanten weder schön noch anstrebenswert. Wenn ich eine Gesellenprüfung abhalten würde, dann würde ich vielleicht abprüfen, ob jemand in der Lage ist eine Solche zu machen,, ob er sie als Handwerker nachher macht ist Sache seines Geschmacks und vor allem seiner Kundschaft. Ich hab hier eine Töpferin, die ist Meisterin ihres Fachs und töpfert mit Vorliebe Geschirr mit Riefen, für den Laien sieht das aus als könne sie es nicht besser, für mich und ihre Stammkundschaft ist das ein sehr liebenswerter Stiel. Auf Kunsthandwerkermärkten findet sich aber immer häufiger Gusskeramik, die ist zwar handwerklich bestimmt nicht hochwertig, durch ihr gefälliges Aussehen und den niedrigen Preis aber durchaus beliebt.

Kunsthandwerk definiert sich für mich aber vor allem im eigenen Entwurf und in den eigenen Ideen und genau da hapert's häufig. Ich geb Euch recht, wenn jemand ein Buch veröffentlicht, dann geht er wohl davon aus, dass der Entwurf kopiert wird. Mir stehen aber immer schon die Haare zu Berge, wenn zu mir jemand in den Kurs kommt und mir ein Foto von einem Filzobjekt zeigt, das er auf dem ein oder anderen Markt gefunden hat. Sorry aber das ist Diebstahl. Wie fühlt Ihr Euch denn, wenn sich jemand eine wirklich gelungene Tasche anschaut, sich noch genau erklären lässt wie denn dieses schöne Muster zustande kommt, um sie dann selbst nachzumachen.


Ich geh da ganz nach dem Motto meiner Kundschaft, Gute Ware ist gutes Geld wert und wenn ich viel Geld ausgebe, dann möchte ich auch was ganz Besonderes. Solange diese Rechnung aufgeht wird die Kundschaft wiederkommen, wenn nicht, dann bleibt sie weg und dann erledigt sich mein Geschäft von selbst.

liebe Grüße
Margit

aki_n
18.07.2008, 13:35
Hallo Margit,
klar ist das ein schwieriges Thema. Aber wenn wir uns immer über alles einig wären, bräuchte man ja keine Diskussion. Ich habe das Thema aus Neugierde in die Runde geworfen und bin nach wie vor sehr gespannt.
Inzwischen laufen wir schon Gefahr, uns zu verzetteln. Klar darf man nicht klauen. Ich kenne das im Moment, weil mir selbst dauernd die neuen Geschäftsideen abgeguckt werden und ich nichts dagegen unternehmen kann. So was war auch gar nicht gemeint.
Zum Thema zurück: es gibt Stücke, die brauchen geschnittene Kanten. Die Charlotte Sehmisch hat traumhafte Kleider gemacht, die sehr modern aussehen und die ich mir mit gefilzten Kanten gar nicht vorstellen könnte. Aber es gibt auch Leute, die lassen den Filz an der Kante stehen und bearbeiten ihn nicht sauber, sondern nehmen was kommt. Ich finde schon, dass das ein Qualitätsmerkmal ist. Das heißt natürlich noch nicht, dass jetzt alle diese Technik verwenden müssen. Das wäre dann ein Missverständnis.
Ich habe bewusst nicht über Kriterien für gute Gestaltung geredet. Zum einen fühle ich mich da aufgrund meines Berufes ziemlich sicher, zum anderen ist das in vielen Augen wirklich Geschmackssache. Manch einer hält für originell, was andere für kitschig oder völlig daneben halten.
Anlass war für mich die o.g. Nachricht, die ich gelesen hatte. Wenn man handwerkliche Qualitätsmerkmale für das Filzen auflisten will...was könnte das sein. Ich habe mich damals sehr gefreut, als ich das gelesen habe, denn ich kenne ein Geschäft, da werden Seidenfilzkleidungsstücke verkauft, die gerade mal von Vorfilz zusammengehalten werden. Schnelles Geld zu sehr hohen Preisen. Und dann arbeite ich tagelang an einem Stück und die Kunden verstehen nicht, warum es so teuer sein soll. Über Originalität spreche ich inzwischen schon gar nicht mehr, wenn ich dann die Preise erklären soll.
In anderen Handwerken muss es doch auch Qualitätsmerkmale geben. Find ich gut, wenn die fürs Filzen mal aufgelistet werden.
Grüße
Inga

sanne
18.07.2008, 13:45
Hi Inga und alle,

ich hoffe, ich habe mich nicht arrogant angehört:o, natürlich nutze ich auch Bücher und Ideen anderer, um mich selber weiterzuentwickeln. Ich brauche diese Anregungen auf jeden Fall, um nicht stehen zu bleiben. Aber wie Margit so gut beschreibt, ist Kunsthandwerk der individuelle Stil des einzelnen Kunsthandwerkers, sehe ich zumindest genauso.
Du hast auch Recht, dass viele Leute eben nur wenig Geld für die viele Arbeit bezahlen wollen und man sich überlegen muss, wieviel Energie man da reinsteckt. Qualität hat auf jeden Fall seinen Preis.
Es ist eine interessante Frage, für welchen Preis Qualitätssicherung stattfinden muss, und wie sich dann die Nachfrage verändert.
Mein Eindruck ist, dass viele Leute eh nur für eine Saison irgendeine trendige Deko brauchen, die im nächsten Jahr schon wieder überflüssig ist, da spielt die Qualität eine eher untergeordnete Rolle.
Die Menschen, für die ich filze, wissen auch um die viele Arbeit und können sie schätzen. Oftmals lasse ich sie einfach mithelfen, dadurch schätzen viele die Arbeit noch mehr und sind überrascht, wieviel Zeit und Kraft nötig ist, um "mal eben" eine Weste etc. zu arbeiten.

Liebe Grüße
sanne

aki_n
18.07.2008, 13:50
Hallo Sanne,
ich fand Deinen Beitrag überhaupt nicht arrogant. Und ich freue mich über diese Diskussion, denn Du hast gerade einen ganz selbstverständlichen Aspekt angeführt, an den ich noch überhaupt nicht gedacht hatte: Leute, die sich jede Saison was Neues holen.
Da mir das selbst fremd ist, habe ich bislang noch gar nicht daran gedacht, dass viele Käufer es genauso sehen könnten. Ich werde daher zwar nichts ändern, aber das war für mich ein nützlicher Hinweis.:)
Inga

sanne
18.07.2008, 14:06
Hi Inga,

das freut mich, das ich Dir einen nützlichen Hinweis geben konnte. Ja mir ist es auch fremd, Saisondeko zu haben, deswegen ist mir die gute Qualität des Maerials auch so wichtig, das vermittel ich auch den Kindern, die manchmal ganz schön stöhnen, wenn ihre Tasche über mehrere Stunden gearbeitet werden muss.
Ich sehe das auch als Qualitätssicherung, den Wert des Selbsttuns und des "Zuendebringens" (mir fällt gerade kein besseres Wort ein ...:)) zu vermitteln. Dem Schnelllebigen entgegenzusteuern und sich bewußt zu machen, was man alles leisten und vollbringen kann. Viele Kinder kommen wieder, und ich sehe es als Bestätigung, das ich nicht so falsch liege.

Liebe Grüße
sanne

Triluna
18.07.2008, 15:40
Hallo,

Ups, das geht ja schnell hier.

Also erstens zu den Kanten nochmal, also ich bin schon der Meinung, dass Kanten bearbeitet gehören, wenn der Filz einfach so ausläuft ist die Kante nicht stabiel und franst über kurz oder lang aus. Was ich vielmehr meinte ist, dass sich nicht pauschal Regeln für guten Filz aufstellen lassen (denkichwenigstens) ;) Aber das wurde ja jetzt auch schon gesagt.

Die Sache mit den Saisondekoartikeln kann man sich auch zunutze machen, ohne gleich Ramsch zu produzieren. Den Jahreszeitentisch der Waldorfgemeinde finde ich immer wieder einen Hort der Anregung und beteilige mich gerne daran, auch mit hochwertigen sprich teuren Artikeln.

Dabei wären wir beim Preis.
Natürlich ist Qualität teuer, das darf und muss der Kunde aber auch feststellen. Wenn ich eine Tasche so lange bearbeite, dass sie keine Knötchen bildet, wenn ich sie nachher lange ausbürste, dass der schwarze Mantel nicht gleich voller Fussel ist und sie dann noch an die Größe der Kundin anpasse, dann hab ich so viel Zeit mit dieser Tasche verbracht, dass sie sehr viel Geld kosten muss, denn auch ich möchte leben.
Das erkläre ich meiner Kundschaft auch. Da kommt z.B. eine Kundin an den Stand und sagt, "Filztaschen haben halt den Nachteil, dass man sie nicht waschen kann"... ich daruaf "Wie bitte, wer sagt denn sowas" "Na Ihre Konkurrenz, die Tasche sollte nicht nass werden...

Der nachfolgende Dialog hat der Kundin klargemacht, was Filzqualität ist und warum die eine Tasche teuer und die angere eben billig ist (und hier meine ich nicht preiswert sondern billig). Und auf diese Weise lässt sich den Kunden durchaus erklären, was filzqualität ist und dann kann er es vielleicht beim nächsten Markt oder im nächsten Laden selbst beurteilen.

vorerst liebe Grüße
später mehr

Margit

Tomako
18.07.2008, 18:13
zur Eingangsfrage:Was sind denn Eure Kriterien für eine gute Arbeit?
Ich denke das die solche Kritierien von vielen verschiedenen Aspekten abhänig (Objekt/Zweck oder Kunst/Material.....etc.) und dadurch nicht so leicht zu verallgemeinern sind.
So zum Beispiel hat ein Nunofilz-Kleid andere Zweck-Anforderungen als ein Filz-Teppich oder eine gefilzte Spielpuppe.
Die Kritierien werden sich auch dadurch unterscheiden, ob ich die Zweck-Anforderungen, so z.B. bei mehr zum Gebrauch bestimmten Objekten, oder das oder eher künstlerische Faktoren wie Aussehen/Form/Farbe/Design in den Vordergrund stelle.
Nicht unerheblich ist auch das verwendete Material in diesem Zusammenhang. Es gibt eben Wollen die sich für Nunofilz eigenen bzw. andere sind eben für Teppiche vorzuziehen.
Im Ideal-Fall denke ich, findet sich im Objekt die bestmögliche Mischung aus den vorangestellten Aspekten (und den nicht erwähnten) wieder.
Allerdings ist es dann möglicherweise für einen ganz bestimmten Zweck einer ganz bestimmten Person maßgefertigt.
Wäre mensch jetzt nicht beeinflußt von seinem eigenen Geschmack, der dazu neigt eine/n Farbe/Stil/Design einer/m anderen/m vorzuziehen wären in mehrheitlicher Entscheidungsmanier wohl objektive Kriterien ausmachbar.
Ganz abgesehen davon, dass in die Bewertung mit einfliesen kann, wer das Objekt mit welcher Befähigung hergestellt hat z.B. ein behindertes Kind oder ein/e Profi-FilzerIn oder auch umweltpolitische Gesichtspunkte.
Es ist auch zubedenken dass es einen Unterschied macht ob jemand alles Geld und oder Zeit der Welt zur Verfügung hat und von daher andere Möglichkeiten hat, als ein/e arme/r "SchluckerIn" die/der möglichst rationell arbeiten muß.
D.h. solche Kriterien favorisieren immer einen Teil der möglichen Aspekte während andere zwangläufig vernachlässigt werden.
Dies macht sich innerhalb der bisher geschriebene Beiträge meines Erachtens auch deutlich bemerkbar.

und natürlich kommt es dann schnell zu der Kontroverse
Kunst->Handwerk->Qualität->Preis
...da werden Seidenfilzkleidungsstücke verkauft, die gerade mal von Vorfilz zusammengehalten werden. Schnelles Geld zu sehr hohen Preisen
Dabei wären wir beim Preis.
Natürlich ist Qualität teuer, ....
Qualität<->Preis / Preis<->Qualität
scheinbar keine wirkliche Korrelation vorhanden, auch wenn mensch das manchmal gerne möchte
...tja das Übel unsere Gesellschaft und ein Problem des Handels im Allgemeinen
der Gegenwert der baren Münze ist immer fraglich lehrt uns doch die Realität
Produktionsaufwand und Gewinnmaximierung um nur zwei der vielen hier möglichen Schlagworte zu nennen
Ethik<->Geld / Geld<->Ethik
auch keine wirkliche Korrelation vorhanden
...zzzz

Meine Meinung
Muß Kunst teuer sein?: nein
Ist Kunst bezahlbar?: nein
Hat Kunst etwas mit Geld zutun?: nein
handwerklicher Aufwand der sich in erkennbarer Qualität niederschlägt
wäre zeitlich berechenbar und ein Faktor der sich preislich rechtfertigen liese
wenn mensch mal davon absieht dass auch Müll verkaufbar ist,
abgesehen davon ist Qualität per se nicht schön
Kunst lässt sich so nicht berechnen,
sie hat eher Werte die religiöser und oder individueller und oder gesellschaftlicher Natur sind
ihr Preis ist daher Trend-, Zeitgeist- und oder freie Ermessens-Sache
aber eigentlich ist sie NICHT bezahlbar
Und was ist Kunst?
Wir haben nur die Werte an die wir auch glauben per se gibt es keine.

was mir gefällt darf teuer sein, muß es aber nicht

cu Tomako

iburmie
18.07.2008, 23:28
Hallo, Ihr Lieben,
vom Selbstbewußtsein zur Kunst - ein weiter Bogen. Bei mir entsteht das Bild des von Selbstzweifeln geplagten Künstlers. Und genau das ist meiner Ansicht nach das Problem. Welche(r) ernsthafte Filzer(in) hat sich als oberstes Ziel nicht eine Vervollkommnung des Filzerhandwerks auf die Fahne geschrieben? Ein hohes Ziel. Von vielen Besuchern auf Kunsthandwerkermärkten kaum wahrgenommen - "ach guck mal Filz, du hast im Kindergarten doch auch schon gefilzt, dann kannst Du mir ja auch so etwas selber machen". Hier kommt dann die Kunst ins Spiel und die führt dann auch zu den bekannten Selbstzweifeln???? Wird der Kunde das so annehmen? Gefällt es mir und warum? Ist dieses oder jenes Teil wirlich von "mir"? Oder habe ich versucht, zu kopieren? und bin dann nicht mehr "bei mir"? Hoffentlich versteht ihr, was ich denke und fühle?
Ganz viele liebe Grüssen
iburmie

Triluna
20.07.2008, 10:20
Hallo Iburmie,

wie wahr, wie wahr.

:daumenhoch:

Ich versteh zu gut was Du sagen willst und finde man kann es kaum besser formulieren


liebe Grüße

Margit

Triluna
20.07.2008, 10:43
Hallo Tomako,

da hast Du uns ja mal ne Philosophische Breitseite verpasst, die quasi jede weitere Diskussion überflüssig, weil gegenstandslos macht. :traurig:

Da wir aber von Kunsthandwerk sprechen und sich die Preise für handwerkliche Arbeiten durchaus berechnen lassen erübrigt sich die Diskussion eben nicht. Der Aspekt teuer ist nur deshalb ein schlechtes Kriterium, weil niemand sagen kann was teuer ist, darf eine Jacke 50 oder 400 Euro Kosten oder ist selbst das noch günstig. Als Handwerkerin muss ich aber sagen dass Qualität durchaus seinen Preis hat, das macht sich schon beim Ausgangsmaterial bemerkbar. Ich kann extrafeine Merinowolle von xxx (sagichnicht) kaufen und bekomm eine Wolle die erstens nicht vernünftig filzt (ich weiß immer noch nicht warum) deren Farbe nicht hält und sich schon beim Filzen auswäscht und die in Ballen gewickelt ist, die sich nicht ordentlich trennen lassen :daumenrunter:
Oder ich kauf Wolle von Filzrausch, hab höchste Woll-Farb-Vliesqualität :daumenhoch: zahl aber fast das doppelte. Vermeintlich gleiches Ausgangsmaterial sehr unterschiedliche Qualitöt.


liebe Grüße
Margit

Tomako
20.07.2008, 20:34
Hallo Marigit
:confused:..die Diskussion beenden war nicht meine Absicht

ich finde nur manche Aussagen bedenklich
und denke darüber nach
nicht zuletzt weil ich selbst auch schon auf und für Kunsthandwerkermärkte produziert habe
meine Erfahrung hat mir diesbezüglich gezeigt dass,
es bei nicht wenigen (Vielleicht)-Kunden zwecklos ist den Preis überhaupt rechtfertigen zuwollen,
da dies selten zu gemeinsamen Verständnis geführt hat,
eher zu Ausagen wie


..könnte ich veileicht auch selber machen...
..könnte ich bei Bekanntem X auch kriegen, macht der nicht auch so was..
..gibt es da und da aber viel billiger..
..oder falsche Farbe, Form oder Detail

frag/te ich mich?


Soll mein Produkt jetzt anpreisen,
rechtfertigen warum es mehr kostet als in einem Kaufhaus,
was es von dieses Produkten unterscheidet
warum ich dieses Material nehme
und es so und nicht so mache

frag/t eich mich später weiter


warum möchte ich für das eine mehr Geld wie für das Andere
obwohl Material/ Aufwand und Arbeitszeit inetwa gleich sind


...aaahh.. ja... weil es mir besser gefällt
weil ich für mich glaube dass es besser gelungen ist
und wenn jetzt Mr.X von der Kaufhaus-Kette Y über den Markt schlendert
mein schön Ding sieht, es eins zu eins kopiert und in 100 000er Auflage
in seinen Läden verramscht
gefällt mir dann mein schönes Dingens nicht mehr
und kann die rein handwerkliche Qualität meines schönen Dingens mit denen von Mr.X
kongurieren
ich gehe in das Kaufhaus schau mir das Ding von Mr.X an
und finde natürlich das eine oder andere Merkmal,
das einfach nicht so gut ist wie bei mir,
und sei es nur das,
dass die Dingens von Mr.X einfach zu perfekt sind
und des wegen weniger ästhetisch wirken
aber seinen Preis ist es womöglich wert
und genau das interessierte eben nicht wenige meiner (Vielleicht)-Kunden,
nicht das Ding sondern der Preis,
(kleine Metalscheiben und Paperzettel mit Bildchen und Zahlen darauf,
aber für alles nimmt/gibt mensch die gleichen Zettelchen)
nach einer Weile aber finde ich mein Dingens
etwas abgeranzt aber völlig umsonst auf dem Sperrmüll wieder
und glücklich über den schönen Fund nehme ich es mit nach Hause,
lass ihm etwas Liebe angedeien und finde einen neuen besonderen Platz dafür,
jetzt muß ich es ja nicht nochmal verkaufen

..uppps da sind wohl meine Gedanken etwas eigenständig geworden
und erfinden gleich ein Märchen

cu Tomako :)

aki_n
23.07.2008, 08:14
Ich schließe mich an. Tomakos Beitrag gefällt mir sehr gut. Wenn es eine Professur für Wolle und Filzen gäbe, dann hätte er sie mit seiner gewohnten Gründlichkeit sicherlich verdient. Es sind neue Ideen und eine schöne Zusammenfassung der krausen Gedanken, die mir im Kopf herumspuken.
Aber Anlaß für diesen Beitrag waren tatsächlich die von Selbstzweifeln geplagten, die nochmal so schön im letzten Beitrag beschrieben wurden. Irgendwie gelangen wir immer von Hölzchen auf Stöcken - was ich aber seeeeeeeehr interessant finde.
Umwege bereichern bekanntlich die Ortskenntnis!:cool:
Liebe Grüße
Inga
Ups-ich schließe mich dem Beitrag auf Seite 1 an. Hier die sah ich noch gar nicht. Macht aber nix.

Sabine
07.08.2008, 17:48
Ich scließe mich an: Tomakos Ausführungen sind aufschlußreich!
Ich habe Euch gegenüber einen Vorteil, ich filze nur für den Eigenbedarf, höchtens mal Mitbringsel wie Rotweinflaschentropfringe oder ähnliche Sächelchen. So darf ich mir Fehler und Unstimmigkeiten erlauben.

Gilla
27.03.2011, 16:34
Als absolute Filzanfängerin möchte ich hier dennoch meinen Beitrag leisten.

Der Begriff " Kunsthandwerk" setzt sich nun aus den Begriffen "Kunst" und "Handwerk" zusammen. Während man, und nicht nur wir hier im Forum tun das, über Kunst sicherlich diskutieren kann " Was ist Kunst?", kann man meiner Ansicht nach über den Begriff "Handwerk" nicht mehr diskutieren. Handwerk will gelernt sein. Der Handwerker muß sich mit den verwendeten Materialen, den verwendeten Techniken usw. auskennen und es entsprechend umsetzen können.
Stellt euch vor, ein Maurer mischt seinen Mörtel mit zuwenig/zuviel Wasser an ( blödes Bsp.), das Haus bricht u.U. zusammen! Der Maler weiß nicht, welche Farbe man für außen oder innen nimmt, es wird scheckig oder wäscht aus. Beides Handwerker! Damit planbar gute Ergebnisse herauskommen haben beide eine längere Ausbildung gemacht.
Nun, genauso sollte es bei "Filzhandwerkern" sein.
Die angesprochenen Qualitäten, die teilweise auf den Märkten angeboten werden, könnte man vielleicht besser als " Handarbeiten" oder "handgearbeitet" bezeichnen.
Handwerk kann und muß seinen Preis haben!

Liebe Grüße und noch einen schönen Sonntag!
Gilla

Emilie
27.03.2011, 22:22
Da muss ich Dir wirklich absolut zustimmen. Filzen ist in erster Linie ein Handwerk, wenn man die Technik und Arbeitsweise nicht kennt und beherrscht wird man nie einen ordentlichen Filz zu Stande bekommen. Hinzu kommt eine gute Materialkenntnis und sehr viel Erfahrung. Wie wichtig das ist, habe ich bei meinem letzten Filzkurs wieder mehr als deutlich erleben dürfen.

Tomako
27.03.2011, 23:12
@Gilla
kann man meiner Ansicht nach über den Begriff "Handwerk" nicht mehr diskutieren. Handwerk will gelernt sein. Der Handwerker muß sich mit den verwendeten Materialen, den verwendeten Techniken usw. auskennen und es entsprechend umsetzen können.Einspruch euer Ehren!
Ich möchte damit das Handwerk nicht verunglimpfen
nur solche pauschal-Aussagen sind meines Erachtens falsch.


Das Erlernen eines Handwerks durch X, ist kein Garant dafür dass X alle in Zukunft anstehenden Arbeiten so ausführt
das es dem Optimum des erlernten Handwerks (kürze ich mal ,mit OdeH ab)
entsprechen würde.


... sind wir alle nur Menschen und habe so unsere Tage
... bestimmen zuweilen

Chefs ...
marktwirtschaftliche Gründe ...
bzw. die Kunden selbst

wie etwas ausgeführt werden soll
und schon das entspricht nicht immer dem OdeH
..ist das reine Erlernen ( auch mit Abschluß ) kein defacto-Standard für Qualität bzw. das OdeH
Warum sonst müssen sich z.B. viele Gerichte mit Streitfragen zur
Ausführung von Handwerksarbeiten beschäftigen.

Stellt euch vor, ein Maurer mischt seinen Mörtel mit zuwenig/zuviel Wasser an ( blödes Bsp.), das Haus bricht u.U. zusammen! .. Ist das so ähnlich nicht schon zigmal vorgekommen ?

.. wie an anderer Stelle im Forum schon zu lesen war
( zumindest zwischen den Zeilen )
bin ich auch der Meinung das manche Hobbyfilzerin
auf einem qualitativen Niveau arbeitet
und Dinge hervor bringt die manchem Profi mindestens ebenbürtig sind.
Es gibt vielleicht doch so etwas wie ein Naturtalent.

Gleichzeitig können aber die Dinge die heute geleistet wurden ( von wem auch immer )
kein Garant für die Leistung von morgen sein.
auch wenn viele das so gerne haben möchten.
Es läßt allenfalls Vermutungen zu.


cu Tomako ( der selbst gelernter Handwerker ist )

Anne
28.03.2011, 09:28
Ich schlisse mich Tomako an - nicht nur Kunst, sondern auch Handwerk hat etwas mit Können zu tun und wie man etwas gelernt hat und warum man etwas kann, ist in meinen Augen kein Qualitätsmerkmal. Ich kann nur vom Produkt aus schlissen, ob ich den Menschen dahinter für einen Handwerker halte und nicht von seinen Diplomen - die geben ihm nur die Berufsbezeichnung und wenn ic mich nicht selbst auskenne, muss ich davon ausgehen, dass die etwas zu sagen hat.

Gilla
28.03.2011, 20:34
Liebes Helferlein,

ich stimme dir zu, und anhand des Schreibens erkenne ich, dass ich gründlich missverstanden wurde, vielleicht habe ich nicht ausreichend Bezug auf die jeweiligen Beiträge genommen. Deshalb nochmals zur Klärung:
Sowohl aki_n, als auch Sanne und Triluna habe ich beipflichten wollen. Zitate: " ...dass sie besser sind als andere, weil sie schon so und so lange dabei sind und man selber erst später dazu kam...", " wie achtlos manche Leute mit meinen Filzsachen umgehen...", " ich habe schon bei dem und dem gefilzt, ich kann schon alles..." oder auch Trinulas Auslassung über teure und "billige" Taschen.

Handwerk ist Handwerk und unterscheidet sich von billiger Ware. Wo und wie das Handwerk ( hier Filzen) gelernt wurde, ist in der Tat unerheblich. Bücher, Kurse usw. sind natürlich tolle Möglichkeiten!

Eigentlich habe ich diesen Ausführungen nur beipflichten wollen! Ich hoffe, das Missverständnis ist jetzt ausgeräumt.;)

Und nun noch etwas Schööööööööönes: heute habe ich meine 1. Lieferung bekommen ( von Filzrausch natürlich), ich könnte mich schon so reinlegen!

Viele Grüße und noch einen schönen Abend!

Gilla